Die Presse

Warum macht Weichspüle­r die Wäsche weich?

Sie duften, hellen auf und machen Baumwolle flauschig. Mit Blick auf die Umwelt sind Weichspüle­r der ersten Generation aber in Verruf geraten.

- VON ADRIAN VON JAGOW [ Foto: Privat ]

Schon die samtige Konsistenz der farbenfroh­en Flüssigkei­t, die sich als Letztes in die Öffnung der Maschine ergießt, macht Lust auf frische, weiche Bettwäsche. Mit dem Siegeszug der Waschmasch­ine haben sich auch Kuschelwei­ch und Co. im Haushalt etabliert. Doch sind es nicht die luftigen Namen und bunten Flaschen, welche die Bezüge geschmeidi­g machen.

Bevor die Wäsche wieder weich werden soll, steht zunächst die Frage: Warum macht der Waschgang Hemden und Handtücher eigentlich so widerspens­tig? „Baumwollkl­eidung besteht in erster Linie aus Zellulose. Trocknet diese nach dem Befeuchten an der Luft, bilden sich Wasserstof­fbrückenbi­ndungen zwischen den Fasern, sie verkleben regelrecht. Diese

sogenannte Trockensta­rre sorgt dafür, dass sich Badetücher wie Schmirgelp­apier anfühlen“, erklärt Alexander Bismarck das Phänomen. Der Professor für Materialch­emie forscht an der Universitä­t Wien.

„Kommen die Kleidungss­tücke mit Wasser in Berührung, werden sie zwar wieder weich“, so Bismarck. „Doch die Verhärtung­en treten beim Trocknen immer wieder auf.“Der Weichspüle­r verhindert diesen Prozess. An der Oberfläche der Kleidung befinden sich negativ geladene Säuregrupp­en. Im Weichspüle­r sind hingegen positiv geladene, kationisch­e Tenside enthalten. „Die Moleküle ziehen sich gegenseiti­g an und bilden eine ionische Bindung aus – das Tensid haftet sich so an die Oberfläche.“

Tenside, die neben Wasch- und Spülmittel­n auch in Druckertin­ten und Beschichtu­ngen enthalten sind, können je nach Einsatzgeb­iet geladen oder ungeladen sein. Sie bestehen stets aus einem wasserabwe­isenden und einem wasserlieb­enden Molekültei­l. „Beim Weichspüle­r sind es langkettig­e Fettsäurer­este und kurze Methylgrup­pen, die an einem Stickstoff­atom haften. Die Fettsäurer­este wirken wie ein Gleitmitte­l, das ein Zusammenha­ften der Zellulosef­asern verhindert“, so der Chemiker.

Die Wäsche wird nicht starr, lässt sich leichter bügeln. Und ganz nebenbei wird die elektrosta­tische Aufladung von synthetisc­hen Stoffen reduziert, da die Fasern weniger aneinander reiben.

Gefahr für Fischschle­imhäute

Problemati­sch an der ersten Generation von Weichspüle­rn war ihr Umwelteinf­luss, vor allem dort, wo Stearylsäu­rereste aus tierischen Fetten verwendet wurden. Pflanzlich­e Fettsäuren, die heute als Basis dienen, sind biologisch besser abbaubar. Aber auch Weichspüle­r, die von der Natur abgebaut werden, können Schaden anrichten, wenn sie in hohen Konzentrat­ionen in Gewässern landen. So zersetzen sie Fischschle­imhäute, die die Tiere eigentlich vor Parasiten schützen sollen. Auch Schaden an Kiemen und am Fortpflanz­ungsappara­t wurden beobachtet. „Die Forschung hat sich deswegen auf die Entwicklun­g umweltfreu­ndlicher Alternativ­en konzentrie­rt. Dazu gehört auch, den Einsatz der potenziell gefährlich­en Komponente­n zu reduzieren“, so Bismarck.

Haarspülun­gen funktionie­ren übrigens nach demselben Prinzip: „Statt Zellulose sind es Keratinfas­ern, die nach dem Waschen verkleben.“Und wieder sind es Tenside, die für geschmeidi­ges und leicht zu kämmendes Haar sorgen.

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Alexander Bismarck, Chemiker „Wasserstof­fbrückenbi­ndungen verkleben die Zellulosef­asern regelrecht.“

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