Was ich lese
Ich lese: Untertitel. Um genau zu sein, jene Untertitel, die Ljuba Arnautovic´ mit bewundernswertem Sinn für Prägnanz und Timing für die internationalen Kurzfilme erstellt, die bei dotdotdot freitags auf dem Programm stehen. Seit 2015 ist bei uns jeder Freitag ein barriereFREItag: Filme sind durch deutsche HoH-Untertitel und Gespräche durch Gebärdensprach-Dolmetschung für gehörlose und schwerhörige Menschen aufbereitet.
Als Übersetzerin, Journalistin und Autorin schreibt Ljuba Arnautovic´ seit vielen Jahren und seit einiger Zeit gemeinsam mit Udo Somma auch Untertitel und Audiodeskriptionen für Filme.
Der Traum eines barrierefreien Kinos hat uns zusammengeführt. Was da zwischen den üblichen Dialogzeilen für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen zusätzlich vermerkt wird, mag nicht besonders aufregend wirken: „Eine Bierflasche wird geöffnet“oder „Musik schwillt an“. Diese Hinweise auf die Tonspur sind trotzdem wichtig, um den Sinn einer Szene erfassen zu können, um die Handschrift der Filmschaffenden lesen zu können, die sich in der Montage von Bild und – eben – Ton manifestiert.
Im vergangenen Jahr hätten wir das Festival beinahe mit einem Film eröffnet, in dem der Krumping Battle zu lauter „Hip Hip“-Musik über die Bühne geht. Dafür gibt es die Korrekturschleife, die auch mich beschäftigt. Es hätten sich wohl gehörlose wie hörende Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmer gewundert. Wer Ljuba Arnautovic´ als Schriftstellerin kennenlernen möchte, dem empfehle ich wärmstens ihren Roman Im Verborgenen (Picus Verlag). Q