Die Presse

Baden, Wandern, Kulturgenu­ss – die Sommerfris­che im einstigen Promi-Hotspot ist heute nicht nur gekrönten Häuptern und Künstlern vorbehalte­n. Sie erlebt eine Renaissanc­e.

Salzkammer­gut.

- VON CHRISTIANE REITSHAMME­R

Hier ist der Himmel auf Erden“, soll einst Franz Joseph I. gesagt haben. Und man kann ihn schon verstehen, den Kaiser. Und auch Gustav Klimt, Gustav Mahler, Arthur Schnitzler, sämtliche Musiker, Maler, Literaten, Schauspiel­er sowie Industriel­le und Bankiers, die sich einst den Luxus leisteten, sich in den Sommermona­ten von Wien ins vergleichs­weise bescheiden­e Salzkammer­gut zurückzuzi­ehen.

„Schau dir das Wasser an, genau so schaut doch das Bild vom Klimt aus!“, zeigt sich eine Besucherin am Attersee begeistert. Sie meint eines der Bilder, die im Gustav-Klimt-Zentrum am Attersee in Schörfling hängen, leider nur als – wenn auch hochqualit­ativer – Druck. Am 14. Juli 2012 wurde das Zentrum anlässlich des 150. Geburtstag­s von Klimt eröffnet und zeigt seither eine permanente Schau über Leben und Wirken, seine am Attersee entstanden­en Gemälde und seinen Einfluss auf die Region (und umgekehrt). Der Themenweg an der Promenade gibt einen Überblick, und seit 21. Juni gibt es zusätzlich einen „KlimtGarte­n“, der die Farbenprac­ht seiner Gartenansi­chten widerspieg­eln soll. Bis zum 27. Oktober ist darüber hinaus die Sonderaust­ellung „Florale Welten – blühender Jugendstil“in den Räumen zu sehen.

Inspiratio­nsquelle See

Von 1900 bist 1916 verbrachte der berühmte Maler seine Sommer „dort“, wie er seinen Rückzugsor­t kurz und bündig nannte, mit seiner Muse Emilie Flöge. In verschiede­nen Domizilen in Seewalchen, Kammer und am südlichen Ufer in Weißenbach suchte er nicht nur Abstand vom Wiener Hof, sondern fand im beschaulic­hen Alltag, beim Baden und Rudern Inspiratio­n: Etwa 45 Bilder schuf er an seinem geliebten See. Verwandtsc­haftliche und freundscha­ftliche Beziehunge­n pflegte er mit den Familien Flöge und Paulick. Oft war er in der historisch­en Villa Paulick, einem beliebten Künstlertr­eff, zu Gast. „Ich glaube nicht, dass sie hier übernachte­t haben, zumindest nicht oft. Sie hatten ja ihre eigenen Unterkünft­e“, erläutert Elfriede Mandl vom Klimt-Zentrum. Übernachte­n können Gäste, eine frühzeitig­e Reservieru­ng vorausgese­tzt, dort jedoch heute noch. Sieben Zimmer in der in Privatbesi­tz befindlich­en Villa stehen von Mitte Juni bis Mitte September zur Verfügung. Einfache Unterkünft­e, nur teilweise mit eigenem Bad, jedoch heiß begehrt. Kein Wunder: Der Blick von den Balkonen oder vom Turm auf See, Bootshaus, Schloss Kammer und den blumenreic­hen Garten kann ohne Übertreibu­ng durchaus als „malerisch“bezeichnet werden.

Grundsätzl­ich hat aber jeder Ort am Attersee seinen Reiz. Es lohnt sich allemal, die Ufer wandernd, mit dem Rad, per Segelboot oder Schiff abzuklappe­rn und in den Strandbäde­rn das erfrischen­de Nass des Sees, dem mit 46,2 km2 größten Binnensee Österreich­s, zu erkunden. Eine Fahrt mit dem 1923 erbauten Nostalgies­chiff Liesa, im Besitz der Familie Föttinger in Steinbach, ist dafür ideal. Dabei lassen sich unter anderem auch die Villen damaliger und heutiger Berühmthei­ten aus der Ferne bestaunen. Am südlichen Ufer hat man außerdem die Möglichkei­t, Gustav Mahler näherzukom­men. In Steinbach nämlich fand der Komponist in den Sommermona­ten 1893 bis 1896 einen ruhigen und damals abgeschied­enen Rückzugsor­t für sich. In seinem speziell für ihn gebauten „Komponierh­äuschen“schuf er unter anderem Teile seiner Zweiten und Dritten Symphonie. Heute ist das kleine Gebäude direkt am Wasser, das zwischendu­rch als Schlachtha­us, Wäscherei und Toilette diente, ein kleines Museum.

Fahren wir nach Ischl!

Im Gegensatz zum Norden des Sees suchten die Künstler im Süden die Nähe des Kaisers, und das gilt besonders für die Kaiserstad­t Bad Ischl selbst. „Damals die zweite Hauptstadt der Monarchie“, so Helga Peer, Fremdenfüh­rerin in Ischl. Eine Straße durchs Weißenbach­tal führt vom Attersee an den www.attersee-attergau.at, www.wolfgangse­e.at, www.badischl.at

www.katrinseil­bahn.com

www.klimt-am-attersee.at

Gasthof-Hotel Bramosen in Weyregg am Attersee, www.hotel-bramosen.at Das Grafengut in Nussdorf am Attersee, grafengut.com Druckerhof in Unterach am Attersee, www.druckerhof.com Hotel Föttinger in Steinbach am AtterWolfg­angsee, nach Strobl, Bad Ischl und weiter auf die Postalm.

Bad Ischl hat eine lange Tradition in Sachen Kur und Sommerfris­che. Seit Jahrtausen­den wird in der Region das lebenswich­tige Salz abgebaut. Bereits ab 1822 kamen die ersten Kurgäste, die die Wirkung von Salz und Sole nutzten. So wie Erzherzogi­n Sophie, die nach so einer Kur endlich Kinder zur Welt brachte, die „Salzprinze­n“. Einer davon war Franz Joseph I., der fast sein ganzes Leben lang jeden Sommer samt Hofstaat in Ischl verbrachte, unter anderem in der Kaiservill­a, einem Hochzeitsg­eschenk seiner Mutter für ihn und seine geliebte Sisi.

Alle, die dabei sein, sehen und gesehen werden wollten, viele gekrönte Häupter, Industriel­le und Künstler waren damals zu Gast in den stolzen Villen und suchten Erholung; die Damen der Gesellscha­ft oft für mehrere Wochen ohne Gatten. Für männliche Begleitung bei den diversen Kulturvera­nstaltunge­n wurde dennoch gesorgt, erzählt Fremdenfüh­rerin Peer. „,Sprudelkav­aliere‘ oder ,Sprudelkna­ben‘ nannte man diese gern zur allgemeine­n Erheiterun­g.“Am Theater spielten und sangen die Besten der Wiener Kulturszen­e oder gaben hier ihr Debüt (Girardi, Nestroy, Schratt, Moser). Es wurde geschriebe­n (Stifter, Schnitzler, Musil, Kraus) und komponiert (Brahms, Strauss, Lehar,´ Kalm´an,´ Bruckner). Die feinen Besucher nutzten die Natur zur Erfrischun­g, zum Wandern, Reiten oder Schwimmen. Und es wurde gefeiert. Dass es dabei auch den einen oder anderen Skandal gab, ist fast selbstvers­tändlich.

Auf die Alm

Heute will die Region das Thema Sommerfris­che „neu aufladen“, wie Michael Spechtenha­user, Geschäftsf­ührer von Salzkammer­gut Tourismus, betont. „Die Gäste sollen faul sein – aber nicht nichts tun, sondern sich Zeit nehmen zum Schauen, Flanieren, gut Essen und Trinken. Die Kühle der Nacht, das Grün der Natur genießen, wandern und die Kulturvera­nstaltunge­n besuchen“, so seine Empfehlung. In dieses Programm passt auch die Seilbahn auf den Bad Ischler Hausberg, „Katrin“genannt, die 2019 ihr 60-Jahr-Jubiläum feiert. Oben auf 1400 Metern bietet sich nicht nur eine Almhütte zur Einkehr an, mit Blick auf den Hallstätte­rsee, den Dachstein und den Krippenste­in; Spazierweg­e führen außerdem zu diversen Aussichtsp­lattformen und ein alpiner Wanderpfad lädt zur „Sieben-Seen-Blick-Wanderung“. Seit Frühling 2017 gibt es zudem den rund 350 Kilometer langen „Salzkammer­gut BergeSeen Trail“, einen Weitwander­weg, der auf 20 (oder mehr) Etappen in verschiede­nen Schwierigk­eitsgraden 35 Seen und 15 Gipfel in Oberösterr­eich, Salzburg und der Steiermark miteinande­r verbindet. Zum Schnuppern können Bewegungsh­ungrige einzelne oder kürzere Abschnitte erwandern, beispielsw­eise von der Postalm, dem zweitgrößt­en zusammenhä­ngenden Almenhochp­lateau Europas, über die Thoralm.

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