Von Traktorgarage zu Adlerhorst
Hausgeschichte. Wie sich Marketingexpertin Petra Kammerer in Ohlsdorf einen Wohntraum erfüllte – in der ehemaligen Mähdrescher- und Traktorgarage ihrer Großeltern.
Das heutige Zweifamilienhaus nahm seinen Anfang als Garage – im Erdgeschoß standen Lkw, Traktoren und Mähdrescher von Petra Kammerers Großvater, einem Fuhrunternehmer und Bauer. Oben lagen ein simpler Getreidespeicher und eine kleine Dienstwohnung für den Lkw-Fahrer. „Ohne meinen handwerklich extrem geschickten Vater wäre es immer noch eine Garage“, sagt Kammerer. In den 70er-Jahren wurde die kleine Wohnung zum „Ausgedinge“der Großeltern, als die Eltern in Pension gingen, bauten sie das Erdgeschoß zum Alterssitz um.
Loftartiger Landsitz
Die Marketingexpertin lebte schon 30 Jahre in Wien, als die Großeltern verstarben und Kammerers Vater anbot, auch ihr eine Wohnung auszubauen. Sie sagte zu: „Für mich war es wichtig, später barrierefrei leben zu können, die Wohnung aber heute schon als Ergänzung zum Stadtleben genießen zu können.“Mit Blick auf Garten und Felder, den Traunstein und das Höllengebirge. Zusätzlicher Pluspunkt: Zahlreiche Verwandte wohnen in der Nähe. „Wir sind ein richtiger Clan“, meint Kammerer, „der wieder wächst.“Denn auch die beiden Schwestern sind nach vielen Jahren im Ausland wieder ins Salzkammergut gezogen.
Der ehemalige Garagentrakt ist heute ein zweistöckiges Anwesen mit 180 m2 Wohnfläche und 50 m2 Terrassen pro Ebene. Von der alten Substanz stehen nur noch die Außenmauern: Wände wurden entfernt und Stahlträger eingezogen, um einen offenen Loft-Charakter zu ermöglichen, Fensterflächen vergrößert, das Dach erneuert und Terrassen eingezogen. Der neue Grundriss wurde von Architekt Georg Scheicher aus Adnet geplant. „Er hatte auch die Idee mit dem großen Fenster zum Garten hin, das den Hauptwohnbereich zu dem macht, was er heute für mich ist: mein Adlerhorst“, erzählt Kammerer. „Die Wohnung ist so geplant, dass ich auf großer oder kleinerer Fläche leben kann – man kann einen Trakt stilllegen und als eigene Wohnung untervermieten.“
Dachstuhl angehoben
Die größte Anstrengung bestand darin, den Dachstuhl zu heben, um auf eine für heutige Zeiten angenehme Raumhöhe zu kommen. „Mein Vater, der Held, hat dies im Alleingang bewerkstelligt – er und mehrere Wagenheber und Eisensteher. Oft sind die schwierigsten Dinge einfach zu lösen, aber leicht sind sie dennoch nicht. “
Die Inneneinrichtung präsentiert sich simpel, schnörkel- und zeitlos. „An weiß lasierten Eichendielen wird man sich auch in 100 Jahren nicht sattsehen können“, ist Kammerer überzeugt. Die Türen sind raumhoch und geradlinig, weiß lasiert, mit verdeckten Scharnieren. Nichts, was das Auge stören könnte, die grauen Holzfenster harmonieren farblich mit der Küche. Außen wurden die Fenster mit Alu verblendet: „Ich muss also nie mehr ein Fenster streichen.“Die Badezimmerböden wurden mit großen Marmorfliesen ausgestattet. Sisalböden, die für heimelige Wärme sorgen, findet man in den Schlafzimmern. Wand, Boden, Decke geben sich nordisch kühl – Farbe und Leben kommen durch Kunst an den Wänden sowie Kissen und Stoffe ins Spiel. „Je nach Saison sieht es bei mir immer wieder anders aus.“Im Winter ist der Platz vor dem Kamin Kammerers Lieblingsort: „Dort kann man in den weißen Leinenfauteuils sitzen und seinen Gedanken beim Anblick des Feuers freien Lauf lassen.“Der Kraftplatz der Wohnung ist der nach außen vorgesetzte riesige Fensterplatz zum Garten hin. „Egal wer zu Besuch kommt – alle wollen im Fenster sitzen oder liegen.“Zukunftspläne gibt es trotz Perfektion und Idyll auch schon: Der Dachboden ist noch nicht ausgebaut, böte aber den allerschönsten Blick auf den Traunstein. „Wer weiß, was uns in Zukunft noch so einfällt.“