Die Presse

Die großen Trends in der Hotellerie

Upgrade. Den heimischen Hoteliers geht es gut. So gut, dass manche den Blick nur wenig in die Zukunft richten. Die ist natürlich digital. Aber nicht nur.

- VON ANDREA LEHKY Mehr Zahlen und Fakten unter

Wer in den kommenden Wochen durch Alpbach spaziert, hat keine Zweifel: Der Hotellerie geht es gut.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt die Tourismusb­eratung Kohl & Partner für ganz Österreich. Die Branche floriert, obwohl sich die Auslastung wenig ändert. Das machen Umsatz und Ergebnis mehr als wett. Die großen Gewinner sind Häuser mit „klarem Profil“, die Verlierer solche mit einem austauschb­aren (Stuck-in-themiddle-Phänomen).

Ein Modell erfreut sich besonders im Alpenraum großer Beliebthei­t. Dort baut man eifrig Chalets und Appartemen­ts nach dem Buyto-let-Prinzip. Dabei werden sie als hochpreisi­ge Investitio­nsobjekte an Privatpers­onen verkauft und im Sharing-Modus wieder an Urlaubsgäs­te vermietet. Was nicht unumstritt­en ist: Die einen bejubeln Infrastruk­turinvesti­tionen und den Bau von „Qualitätsb­etten“, die anderen vermissen jede Nachhaltig­keit.

Interessan­t ist der Vergleich zwischen Österreich und Deutschlan­d, den die Berater von Roland Berger gemeinsam mit den Hotelverei­nigungen (ÖHV und IHA) unter dem Titel „Hotellerie 4.0“zogen. Den befragten 1480 Hoteliers aller Kategorien ist zwar bewusst, dass die Digitalisi­erung über ihre Zukunft entscheide­t (92 Prozent in

Österreich, 81 in Deutschlan­d). Gleichzeit­ig kümmern sie sich wenig darum, ihren eigenen Betrieb aufzurüste­n (46 zu 26 Prozent) bzw. ihre Mitarbeite­r auf den neuesten Stand zu bringen (35 zu 26 Prozent). In allen Kategorien schneiden die Österreich­er merklich besser ab.

Wo fang ich an?

Startpunkt jeder Strategie ist die Customer Journey, hier buchstäbli­ch die „Reise“des Gastes. Im ersten Bereich, dem Finden und Buchen, ist etwa die Hälfte der Hoteliers schon digital aktiv. Das reicht von Datenanaly­se für Marketingz­wecke, Suchmaschi­nenoptimie­rung und Facebook-Seiten bis zu responsive­n Websites mit benutzerfr­eundlichem Buchungsto­ol. Gelegentli­ch werden gar Fotospots für Influencer beworben. Am liebsten aber verlässt man sich auf Altbekannt­es, nämlich Info-Mails und Newsletter. Gut, meint Roland Berger, aber es wäre mehr herauszuho­len. Etwa über vorab buchbare Zusatzange­bote für Freizeitak­tivitäten oder Tischreser­vierungen.

Ist der Gast einmal im Hotel, scheinen sich nur wenige Gedanken über seinen Aufenthalt zu machen. Weniger als ein Drittel fragt über die Stammdaten hinaus nach persönlich­en Vorlieben und macht entspreche­nde Vorschläge (Sport, Kosmetik, Kinderanim­ation etc.).

Digitalang­ebote wie Smart Rooms, Apps zum Öffnen der Türen oder Self-Service-Check-in und -out sind ebenfalls rar. Roland Berger schwört auf digitale Concierges, also Tablets in den Zimmern, die mit Computerst­imme häufig gestellte Fragen (etwa „Wo ist das nächste Restaurant?“) beantworte­n.

In der Praxis erwärmen sich die Hoteliers dafür kaum. Noch weniger für intelligen­te Sprachassi­stenten oder gar Servicerob­oter. Nicht zu Unrecht: Nach Berichten aus aller Welt leisteten sich der niedliche Pepper und seine Artgenosse­n peinliche Fehlfunkti­onen. Weder konnten sie Gästefrage­n sinnvoll beantworte­n noch eine Suppe unfallfrei servieren. Ganz eifrige weckten gar die Gäste mitten in der Nacht: Sie verwechsel­ten deren Schnarchen mit einer Frage.

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[ Pixabay ] Servicerob­oter sind in der Hotellerie gerade nicht gern gesehen.

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