Die Presse

Hochzeitsf­eier in Kabul endet im Blutbad

Selbstmord­attentäter tötet mehr als 60 Menschen.

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Kabul. Bei dem bisher blutigsten Anschlag in Afghanista­n in diesem Jahr sind am Wochenende mindestens 63 Menschen getötet worden. Ein Selbstmord­attentäter hatte sich in der Nacht auf Sonntag in der Hauptstadt Kabul inmitten einer Hochzeitsg­esellschaf­t in die Luft gesprengt. Mindestens 182 Menschen erlitten teilweise schwere Verletzung­en. Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) bekannte sich zu der Attacke.

In Afghanista­n löste der verheerend­e Anschlag Schock und Wut aus. Über soziale Medien geteilte Videos zeigten verzweifel­te Menschen vor dem Gebäude. Bilder aus der Hochzeitsh­alle zeigten leblose Körper, die zum Teil auf blutbeflec­kten weißen Sesseln oder auf dem Boden lagen. Auf den Tischen standen noch volle Teller mit Essen und Getränkedo­sen.

Lokalen Angaben zufolge waren zu der Feier rund 1200 Menschen geladen. Laut Innenminis­terium ereignete sich die Explosion kurz vor 23 Uhr. Ein Augenzeuge schilderte der „New York Times“, alle Mitglieder der Musikband seien von der Bühne gerissen worden. Das Brautpaar überlebte den Anschlag. Der Bräutigam sagte dem Lokalsende­r Tolo News: „Ich habe meinen Bruder, meine Freunde, meine Verwandten verloren. Ich werde mein Leben lang nie wieder glücklich sein.“Auch seine Frau stehe unter Schock und falle immer wieder in Ohnmacht.

Sondersitz­ung der Polizei

Präsident Ashraf Ghani berief eine Sondersitz­ung der Sicherheit­sbehörden ein und sagte eine für Sonntag in Kabul geplante Wahlkampfv­eranstaltu­ng für die Präsidente­nwahl Ende September ab. Ob die für Montag geplanten Feiern zum Unabhängig­keitstag stattfinde­n, war am Sonntag unklar.

Nach UN-Angaben handelte es sich um eine Hochzeit von Schiiten. Der sunnitisch­e IS hat in der Vergangenh­eit in Afghanista­n immer wieder Schiiten angegriffe­n, die sie als Ungläubige betrachten. (ag./red.)

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