Die Presse

Das Grundrecht auf ein Schweinesc­hnitzel

Wussten Sie, dass Schweine gar nicht schwitzen können? Und lesen können sie sowieso nicht.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Das

Schnitzel ist schon ein Diminutiv. Es leitet sich vom mittelhoch­deutschen Schnitz ab, einem kleinen abgeschnit­tenen Stück. (Nicht zwangsläuf­ig Fleisch, gemeint waren unter anderem auch Obstschnit­zel.) Wer also ein Schnitzerl bestellt, verdoppelt die Verkleiner­ungsform und dürfte dann eigentlich nur noch ein besonders kleines Stück Fleisch auf den Teller bekommen. Und wer ein kleines Schnitzerl bestellt, hat seine Chance sowieso verwirkt. Woraus das Schnitzel gemacht wird, ist etymologis­ch irrelevant, kulinarisc­h ist man sich aber zumindest beim Wiener Schnitzel einig. Das kommt vom Kalb. Alternativ werden aber auch andere Fleischsor­ten in Wiener Panade (in Österreich sagt man Panier) als Schnitzel bezeichnet. Ist das Schnitzel vom Schwein, eignet es sich auch gleich für den Kampf gegen die Unterwande­rung der abendländi­schen Kultur und wird zu einer Art Grundrecht erklärt.

Tatsächlic­h hat das Schwein eine gewisse Bedeutung. So wird davon gesprochen, dass man schwitzt wie ein Schwein. Allein, Schweine können mangels Schweißdrü­sen gar nicht schwitzen. Darum suhlen sie sich auch im kühlen Matsch. Bekannt ist auch, dass kein Schwein etwas lesen kann. Mit dem Tier hat die Wendung aber nichts zu tun, sondern mit der Gelehrtenf­amilie Swyn im Schleswig des 17. Jahrhunder­ts. Zu ihr brachten Bauern, die nicht lesen konnten, vertrauens­voll ihre Briefe und Urkunden. Konnte ein Angehörige­r der Familie eine unleserlic­he Schrift nicht entziffern, sagte man eben: „Dat kann keen Swyn lesen.“

Und dann ist da noch das Kartenspie­l, bei dem die höchste Spielkarte Sau genannt wurde (und zum Teil noch wird). Doch war das Schwein einst bei Wettspiele­n auf Schützenfe­sten auch ein Trostpreis, den man unter dem Spott der anderen nach Hause nahm. Aber wie auch immer, in beiden Fällen gilt: Schwein gehabt.

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