Humanitäre Hilfe sollte Vorsorge in den Fokus nehmen
Was tun, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen leiden und sterben?
Eine CO2-Steuer und Wasserstoff, erneuerbare Energien und weniger Fleisch, E-Mobility und thermische Sanierung: Die Debatte über konkrete Maßnahmen, um den Klimawandel endlich einzudämmen, hat zuletzt gehörig Fahrt aufgenommen – auch im Wahlkampf.
Das ist gut so. Er ist die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je gestanden ist – auch, weil es durch den Klimawandel zu immer mehr Naturkatastrophen kommen wird. Umso wichtiger wäre es, die Art und Weise, wie wir Menschen in Not gekommenen Mitmenschen helfen, zu überdenken und zu ändern. Davon spricht leider niemand im Wahlkampf. Es führt aber kein Weg daran vorbei.
Was wir brauchen, ist ein Wandel, ist eine neue Form der humanitären Hilfe, wenn wir verhindern wollen, dass noch mehr Menschen leiden und sterben. Das ist kein leichtes Unterfangen, wenn das Helfen im Ausland selbst einen schweren Stand hat.
Vorbereitung auf die Krisen
Zuerst kommen die Pendler, die Häuslbauer, die Schulkinder, die Pensionisten und so weiter. Im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge aber, die vielleicht vor den Auswirkungen eines Sturms oder einer Dürre geflohen sind, die wollen wir schon gar nicht.
Ich finde, wir sollten darüber reden, nicht nur Geld für Menschen in Not bereitzustellen, sondern dieses auch so zu investieren, dass sich die Menschen besser auf Krisen vorbereiten können, damit ein Sturm oder eine Dürre erst gar nicht so hart zuschlägt.
Das wäre kein Luxus, sondern die Erfüllung einer Pflicht. Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung, sauberes Wasser und ein Leben in Würde. Das wäre sinnvoll, weil Katastrophenhilfe mindestens viermal so teuer ist wie Vorsorge. Trotzdem flossen von 100 investierten US Dollar an internationaler Katastrophenhilfe zwischen 1991 und 2010 global nur 40 Cent in Maßnahmen, um Staaten und Menschen widerstandsfähiger gegen Katastrophen zu machen.
Blick auf künftige Desaster
Immer noch werden rund zwei Drittel der Hilfsgelder erst ausgegeben, wenn bereits etwas passiert ist. Das wäre nötig, weil der Bedarf an humanitärer Hilfe aufgrund von erzwungener Migration, Klimawandel und extremen Wetterereignissen jedes Jahr steigt. Weltweit sind derzeit 142 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Das Rote Kreuz fordert zum Welttag der humanitären Hilfe deshalb, den Auslandskatastrophenfonds von derzeit 15 auf 60 Millionen Euro zu erhöhen, und somit endlich auf ein international übliches Niveau anzuheben. Zusätzlich braucht es einen neuen Fonds für Risikominderung und Vorsorge im Rahmen der offiziellen österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im selben Umfang. Was sagen die wahlkämpfenden Parteien dazu?
Humanitäre Hilfe wirkt, besonders wenn sie künftige Katastrophen im Blick hat. Wie in Mozambique, wo bereits erste Maßnahmen getroffen wurden, bevor der Zyklon Idai auf Land getroffen ist. Sie wirkt aber auch vor unserer Haustüre, in Bosnien, wo Tausende Flüchtlinge an den Mauern Europas festsitzen. Lassen wir sie dort auf den Müllbergen verrotten? Nein. Wir helfen.
Wirkungsvoller Hilfe leisten
Besser wäre es natürlich, wir würden insgesamt wirkungsvoller helfen, genügend Geld in die Hand nehmen, um Menschen nach Kriegen oder Katastrophen zu unterstützen und um dafür zu sorgen, dass Wetterphänomene weniger schlimme Auswirkungen haben. Denn nur eines ist noch besser als Hilfe zu leisten: Leid verhindern.