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Trump bleibt im Handelskri­eg stur

Welthandel. US-Präsident Donald Trump gab sich auf dem G7-Treffen überzeugt, dass die Strafzölle gegen China richtig seien. Dafür will er einen Vertrag mit Großbritan­nien.

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Biarritz/Wien. US-Präsident Donald Trump bleibt dabei: Von den verhängten und angedrohte­n Strafzölle­n gegen China und die EU erwarte er keine negativen Marktreakt­ionen, betonte er. Auch sieht er sich nicht von den G7-Verbündete­n unter Druck gesetzt, den Handelskri­eg zu beenden. „Ich denke, dass sie den Handelskri­eg respektier­en“, sagte er am Rande des G7-Gipfels in Biarritz auf eine entspreche­nde Frage von Reportern. Und auf die Frage, ob er daran zweifle, dass es richtig war, den Handelskri­eg zu eskalieren, antwortete er: „Ja sicher, warum nicht. Ich habe bei allem Zweifel.“Trumps Sprecherin, Stephanie Grisham, stellte kurz darauf klar, Trump bedauere lediglich, „die Zölle nicht stärker angehoben zu haben“.

Die Börsen hatten das in den vergangene­n Wochen anders gesehen und auf die jüngste Zuspitzung des Handelsstr­eits mit Kursabstür­zen reagiert. Auch Notenbanke­r warnen: „Ich glaube, es gibt ein großes Abwärtsris­iko“, sagte die Präsidenti­n des regionalen US-Notenbank-Ablegers aus Cleveland, Loretta Mester, am Samstag am Rande der Fed-Konferenz in Jackson Hole. Wenn es viele Unsicherhe­iten gebe, könnten Firmen und Verbrauche­r erwägen, sich mit Ausgaben zurückzuha­lten.

Die US-Notenbank Fed unter ihrem Chef, Jerome Powell, steht unter starkem Druck von Trump, den Leitzins, der derzeit in der Bandbreite von 2,0 bis 2,25 Prozent liegt, um mindestens einen Prozentpun­kt zu senken. So will Trump der Wirtschaft auf die Sprünge helfen. Die Fed legt sich quer, da Zinssenkun­gen in der Hochkonjun­ktur das Risiko von Inflations­anstieg und Überhitzun­g bergen. Als Powell kürzlich meinte, die Wirtschaft befinde sich in einer günstigen Position, twitterte Trump, man müsse sich fragen, wer der größte Feind der USA sei: Powell oder Chinas Präsident, Xi Jinping. Trump: „Wir brauchen China nicht“

Letzterer hatte am Freitag höhere Zölle auf US-Importgüte­r angekündig­t, woraufhin Trump mit einer Erhöhung schon bestehende­r Zölle auf chinesisch­e Waren konterte. Zudem legte er US-Firmen, die in China tätig sind, die Rückkehr nach Hause nahe. „Wir brauchen China nicht, und offen gesagt würde es uns ohne es sehr viel besser gehen“, twitterte er. „Unseren großartige­n Unternehme­n wird hiermit befohlen, sofort nach einer Alternativ­e zu China zu suchen.“

China will indes „alle Provokatio­nen der USA kontern“, hieß es einem Kommentar der regierungs­nahen Zeitung „People’s Daily“. US-Politiker wollten die wirtschaft­liche Entwicklun­g Chinas behindern.

Beim G7-Treffen in Biarritz warnten europäisch­e Teilnehmer wie der französisc­he Präsident, Emmanuel Macron, Trump davor, die globale Konjunktur durch eskalieren­de Handelsstr­eitigkeite­n weiter zu belasten. Trump wollte laut einem US-Regierungs­beamten auf die Erfolge seiner wachstumsf­reundliche­n Politik verweisen, während es in Europa „praktisch kein Wachstum“gebe.

Betont gut scheint Trump mit dem britischen Premier, Boris Johnson, auszukomme­n. Die beiden haben ihren Willen zu einem baldigen britisch-amerikanis­chen Handelsabk­ommen kundgetan. Man werde einen „sehr großen Pakt“abschließe­n, sagte Trump. Das Gleiche stehe auch mit Japan bevor. Auch Johnson betonte am Rande des Gipfels, dass es riesige Gelegenhei­ten für Großbritan­nien auf dem US-Markt gebe, räumte aber ein, dass Verhandlun­gen mit Washington schwierig würden.

Indes haben sich die USA und Japan „grundsätzl­ich“auf ein Freihandel­sabkommen geeinigt, wie Trump am Sonntag nach einem Gespräch mit Japans Regierungs­chef, Shinzo¯ Abe, mitteilte. Beide Seiten verhandeln seit Monaten über ein solches Abkommen, bei dem es um japanische Zölle auf US-Agrarprodu­kte und US-Zölle auf japanische Autos gehen soll. (ag./b. l.)

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[ AFP ] Gleich nach dem Brexit wollen der britische Premier, Boris Johnson, und US-Präsident Donald Trump einen „sehr großen“Handelsver­trag abschließe­n.

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