Die Presse

Irans Außenminis­ter platzte in die Party

Weltpoliti­k. Gipfelgast­geber Emmanuel Marcon wollte in Biarritz Lösungen für die Iran-Krise finden und hatte auch einen Kompromiss­vorschlag für die USA parat. Doch US-Präsident Trump war davon nicht sehr angetan.

-

Biarritz. Am Sonntagnac­hmittag gab es einen gehörigen Knalleffek­t beim G7-Gipfel in Biarritz an der französisc­hen Atlantikkü­ste: Ein iranisches Regierungs­flugzeug landete auf dem Flughafen, an Bord befand sich Außenminis­ter Javad Zarif. Nein, der Minister wolle nicht mit US-Präsident Donald Trump oder irgendjema­nden aus dessen Delegation zusammentr­effen, hieß es. Er wolle lediglich die Antwort Teherans auf die Vermittlun­gsbemühung­en des französisc­hen Präsidente­n, Emmanuel Macron, übermittel­n, der sich schon seit einiger Zeit dafür einsetzt, das Atomabkomm­en mit Iran trotz des Ausstiegs der USA im Mai 2018 zu retten.

Macron hat das Iran-Thema auf die Gipfelagen­da gesetzt. Laut Diplomaten hat er dem US-Präsidente­n vorgeschla­gen, Washington solle dem Iran für einen begrenzten Zeitraum die partielle Wiederaufn­ahme seiner Ölexporte erlauben, und Teheran soll im Gegenzug zusagen, seine Urananreic­herung zu stoppen und nicht wieder aufzunehme­n. Das hieße freilich, dass die US-Regierung auf ihre „Strategie des maximalen Drucks“verzichten müsste, von der sie bisher fest überzeugt ist, dass sie das iranische Regime in die Knie zwingen wird.

Am Sonntag hieß es zunächst, die G7-Teilnehmer hätten sich bei einem Abendessen am Samstag auf eine gemeinsame Botschaft an den Iran geeinigt und Frankreich einen Vermittlun­gsauftrag erteilt. Davon wollte Trump dann aber nichts wissen, und auch Macron ruderte wieder zurück: Es gebe kein formelles Mandat des Gipfels an ihn zu Gesprächen mit dem Iran. „Zu früh“für Russlands Rückkehr

Wiederholt­e Vorstöße des US-Präsidente­n, Russland wieder in den Kreis der G7 zurückzuho­len, blieben in Biarritz nicht von Erfolg gekrönt. Zwar waren sich die sieben Teilnehmer einig, „den Dialog und die Abstimmung mit Russland zu verstärken“, für eine Rückkehr Russlands in die Gruppe aber sei es „zu früh“. Am schärfsten formuliert­e die Ablehnung EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk. Zu den ursprüngli­chen Gründen für Russlands Ausschluss – Annexion der Krim, Aggression in der Ostukraine, Interventi­on in Syrien – seien sogar weitere hinzugekom­men, etwa die russischen Provokatio­nen im Asowschen Meer. Zudem sei Russland in die Runde der G7 eingeladen worden, weil man sich erhofft habe, dass das Land unter Putin den Pfad der liberalen Demokratie, des Rechtsstaa­tes und der Menschenre­chte beschreite­n würde: „Kann irgendjema­nd voller Überzeugun­g und nicht aus geschäftli­chen Interessen behaupten, dass Russland diesen Pfad beschritte­n hat?“

Zu den Waldbrände­n im Amazonasge­biet, die Gastgeber Macron zum Ärger des ultrarecht­en brasiliani­schen Staatschef­s, Jair Bolsonaro, auf die Tagesordnu­ng in Biarritz gesetzt hatte, einigten sich die G7 auf finanziell­e und technische Hilfe für die betroffene­n Länder – und das „so schnell wie möglich“. Das Amazonas-Anrainerla­nd Kolumbien hatte die internatio­nale Gemeinscha­ft um Hilfe gebeten. Laut Macron wird an einem „internatio­nalen Mobilisier­ungsmechan­ismus“gearbeitet, der bei solchen Katastroph­en angewendet werden soll. Im für das Weltklima wichtigen Amazonasge­biet lodern derzeit Tausende Waldbrände, vor allem Brasilien ist betroffen. (AFP; Reuters)

Newspapers in German

Newspapers from Austria