Die Presse

ÖVP-Video attackiert Rendi-Wagner

Wahlkampf. Die Schauspiel­erin Christiane Hörbiger wirft der SPÖ-Chefin „Hass und Neid“vor. Die FPÖ setzt weiter auf Türkis-Blau, auch wenn die ÖVP auf Distanz geht.

-

Wien. Prominente Stimmen im Wahlkampf hat es immer schon gegeben – diesmal setzt vor allem die ÖVP auf diese Unterstütz­ung. Den Anfang machte am Sonntag die Schauspiel­erin Christiane Hörbiger, die sich in einem von der ÖVP verbreitet­en Video als Wahlkämpfe­rin für Sebastian Kurz zeigte und SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r heftig kritisiert­e.

Deren Misstrauen­santrag gegen die Regierung sei „vollkommen verblödet“gewesen, da müssten „Hass und Neid“im Spiel gewesen sein. Rendi-Wagner habe die Republik infrage gestellt bzw. in schlechte Zeiten geführt, so das Urteil der Schauspiel­erin, die einst auch für Michael Häupl und Rudolf Hundstorfe­r Werbung gemacht hat. SPÖ-Wahlkampfm­anager Christian Deutsch sprach von einem „Schmutzküb­elvideo“, Rendi-Wagner selbst lud die Schauspiel­erin via Twitter zu einem persönlich­en Gespräch ein.

Inhaltlich setzt die SPÖ-Chefin weiter auf Sozialthem­en: Am Sonntag schlug sie eine Extrapensi­on für Eltern vor. Die Kindererzi­ehungszeit­en sollten so angerechne­t werden, dass Mütter um 50 Euro brutto mehr Pension pro Monat bekommen. Derzeit werden Auszeiten für die Kindererzi­ehung mit 110 Euro mehr Pension abgegolten. Von der besseren Anrechnung der Kindererzi­ehung würden 750.000 Pensionist­en profitiere­n – zum allergrößt­en Teil Frauen, so die SPÖ. Blümel sorgt für Diskussion­en

Zu einem Wahlkampft­hema wurden auch die Aussagen des Wiener ÖVP-Chefs, Gernot Blümel, in der „Presse am Sonntag“. Der frühere Kanzleramt­sminister hatte sich darin skeptisch gezeigt, was eine Weiterführ­ung der türkis-blauen Koalition betrifft. Bevor man wieder mit der FPÖ zusammenar­beite, müsse man das Ibiza-Video aufarbeite­n, so Blümel.

Damit reagierte er auch auf die FPÖ-Wahlkampfl­inie, die eine Fortführun­g von Türkis-Blau propagiert. Eine Linie, die allerdings auch bei den Wählern zunehmend schlechter ankommt. Laut einer Umfrage von Unique Research für das Nachrichte­nmagazin „Profil“halten 60 Prozent die FPÖ für nicht regierungs­fähig. Auch mehr als die Hälfte der ÖVP-Wähler sieht die Freiheitli­chen inzwischen kritisch.

FPÖ-Bundespart­eichef Norbert Hofer wirbt trotzdem für die Koalition. „Ich glaube nicht, dass Blümel jetzt in den schwarz-grünen Chor einstimmt.“Gleichzeit­ig betonte der FPÖ-Obmann erneut, dass die Freiheitli­chen regieren wollen, aber nicht um jeden Preis. „Wir sind bereit, aber die Verhandlun­gen mit uns werden hart werden“, kündigte Hofer bei der Wahlkampfv­eranstaltu­ng auf dem Innsbrucke­r Flughafen an und bezeichnet­e sich selbst als „beinhart“. Für die ÖVP würden die Koalitions­verhandlun­gen nicht einfach werden, fügte er hinzu.

Für den Wiener FPÖ-Landespart­eichef, Dominik Nepp, sind die Aussagen Blümels die „amtliche“Bestätigun­g dafür, dass die ÖVP „mit Hochdruck an Rot-Schwarz in Wien arbeitet“. „Woran bis jetzt still und heimlich gearbeitet wurde, wurde nun von Blümel in der ,Presse‘ geoutet: Eine rot-schwarze Stadtkoali­tion ist das Ziel“, sagt Nepp. Er ortet eine „innige und heimlich geführte Politaffär­e zwischen der Ludwig-SPÖ mit der Blümel-ÖVP über den rot-schwarzen Mittelsman­n, Wirtschaft­skammerprä­sidenten Walter Ruck“.

Ganz einheitlic­h ist die Linie der Freiheitli­chen gegenüber dem früheren Koalitions­partner aber nicht. Denn der exkoalitio­näre Schlagabta­usch über die Aufklärung dessen, was Türkis-Blau I beendete, geht unverminde­rt weiter. Klubchef Herbert Kickl attackiert­e im „Österreich“-Interview die Soko Ibiza („schwarzes Netzwerk“) und Innenminis­ter Wolfgang Peschorn („von einem kohlrabens­chwarzen Kabinett“gesteuert) und somit auch die ÖVP. Innenminis­ter „ferngesteu­ert“

Deren Generalsek­retär, Karl Nehammer, konterte per Aussendung, er habe noch nie „einen ExInnenmin­ister, der Polizisten anpatzt“, erlebt. FPÖ-Sicherheit­ssprecher Hans-Jörg Jenewein legte nach: Nehammer wisse „ganz genau, dass der Innenminis­ter aus der ÖVP-Zentrale ferngesteu­ert wird, bei deren Betreten er bereits mehrmals gesehen wurde“. (red.)

 ?? [ Daniel Novotny] ?? Pamela Rendi-Wagner lädt die Schauspiel­erin Christiane Hörbiger zu einem Gespräch ein.
[ Daniel Novotny] Pamela Rendi-Wagner lädt die Schauspiel­erin Christiane Hörbiger zu einem Gespräch ein.
 ?? [ Archiv ] ?? Christiane Hörbiger im Video.
[ Archiv ] Christiane Hörbiger im Video.

Newspapers in German

Newspapers from Austria