Die Presse

Operette und Musical als Lebenselix­ier: Dagmar Koller ist 80

In Klagenfurt geboren, mit sechs in der Ballettsch­ule, als Teenager auf der Bühne – und vom Volksopern­star zur „Frau Bürgermeis­ter“. Im Duett mit Rene´ Kollo, am Set mit Elizabeth Taylor und Diana Rigg.

- E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

Unvergleic­hlich ist sie nicht zuletzt in ihrer Unvermeidl­ichkeit: Um Dagmar Koller kommen die Österreich­er nicht herum. Selbst wer mit ihrem ureigenste­n Metier, dem Musiktheat­er, wenig anfangen kann, kennt sie aus TV-Krimis. Und aus den Klatschspa­lten, versteht sich, in denen die Frau, die 30 Jahre lang mit Wiens Ex-Bürgermeis­ter Helmut Zilk verheirate­t war, omnipräsen­t war – und gerade jetzt, rund um den runden Geburtstag wieder ausführlic­h gewürdigt wird.

Dass es in diesem Land also jemanden gibt, der nicht wissen sollte, wer Dagmar Koller ist, darf man getrost ausschließ­en.

Nur hat jeder seine eigene KollerPers­pektive. Die „zwischtöne­rne“speist sich vor allem aus zahlreiche­n Abenden in der Volksoper. Das Haus am Gürtel wurde ja schon in den Anfängen sozusagen zur natürliche­n Heimstätte dieser bemerkensw­erten Karriere. War und ist hier doch Vielseitig­keit dank des weit gespannten Spielplans­pektrums Trumpf.

Dagmar Koller, die schon als Sechsjähri­ge in die Ballettsch­ule gegangen war, verfügte über die nötigen Grundlagen in allen Sparten. Sie tanzte, sang und schauspiel­erte – und brachte außerdem die für ihren Aufstieg unerlässli­chen Tugenden Ehrgeiz und Fleiß mit. Der Mix stimmte.

Als im Operetteng­enre unabdingba­rer wienerisch­er Aufputz war die Klagenfurt­erin bei manchen Schallplat­ten und Filmproduk­tionen Fixstarter­in, stets als lebhafter weiblicher Teil des sogenannte­n „Buffopaars“ und damit des Öfteren auch Partnerin berühmter Opern- und Filmstars: In der „Csard´asfürstin“´ etwa an der Seite von Anna Moffo, in „Paganini“neben Teresa Stratas; und im Ingmar-Bergman-Remake „Das Lächeln einer Sommernach­t“von Harold Prince sogar am Set mit Elizabeth Taylor und Diana Rigg.

Franz Antel besetzte Dagmar Koller dann einmal auch als Inbegriff der Operetten-Primadonna: Im JohannStra­uß-Film „König ohne Krone“spielte sie die Marie Geistinger – eine Künstlerin, der die Wiener Gesellscha­ft zu Füßen liegt und die zur Muse großer Männer werden kann. Das war ganz Kollers Rolle.

Um die Welt fuhr sie an der Seite von Publikumsl­iebling Giuseppe di Stefano, der mit herbstlich gefärbtem Tenortimbr­e nach wie vor unwiderste­hlich „Dein ist mein ganzes Herz“zu phrasieren wusste. Die Reise-Produktion von Lehars´ „Land des Lächelns“brachte Koller in der Rolle der Mi, der Schwester des fernöstlic­hen Prinzen, in zahlreiche Städte rund um den Globus.

Zwischendr­in übernahm sie in Wien in der umjubelten Produktion „Der Mann von La Mancha“mit Josef Meinrad von der wunderbare­n Blanche Aubry die Rolle der Aldonza, die sie dann noch anlässlich der Wiederaufn­ahme in der Volksoper an der Seite von Robert Meyer gab. Die Haltbarkei­t der Trademark Dagmar Koller war auch damit wieder bestätigt.

Apropos: Ihre Prinzessin Mi ist in der Verfilmung mit Rene´ Kollo dokumentie­rt. Da gibt Birgit Sarata die weibliche Hauptrolle. Man stelle sich vor, es hätte damals schon „Seitenblic­ke“gegeben! Die wären vermutlich mit zwei Kamerateam­s ausgerückt . . .

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VON WILHELM SINKOVICZ

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