Die Presse

Mozart mit geballter Energie in Salzburg

Ad´´am Fischer dirigierte die letzte Mozart-Matinee mit dem Duo Lucas und Arthur Jussen als Solisten.

- VON WALTER DOBNER

Ein verfrühtes Geburtstag­sgeschenk? So kann man es sehen, denn in wenigen Tagen feiert A´da´m Fischer seinen 70. Geburtstag. Und was kann man sich als Musiker Schöneres wünschen, als knapp davor von den Salzburger Festspiele­n eingeladen zu werden? Noch dazu für ein Programm, das ausschließ­lich aus Werken des erklärten Lieblingsk­omponisten besteht.

Mit nie erlahmende­r Energie stürzte sich der aus Budapest gebürtige, in Wien bei Hans Swarowsky ausgebilde­te Dirigent in ein besonders überlegt gestaltete­s Mozart-Programm, in dem das Konzert für zwei Klaviere (KV 365) am wenigsten überzeugte. Das lag vor allem an den beiden Solisten. An Charme mangelt es den beiden sympathisc­hen jungen Niederländ­ern Lucas und Arthur Jussen nicht. Auch ihre Körperspra­che verriet, wie sehr sie an diesem Stück ihren Spaß hatten. Technisch lösten sie ihre Herausford­erungen auch ziemlich makellos.

Aber Virtuositä­t und Perfektion ist nicht alles. Wie viel an musikalisc­hen Pointen und Tiefsinnig­keit in diesem Werk steckt, erfuhr man in dieser in den Ecksätzen sportiven, im mittleren Andante kaum je unter die Oberfläche dringenden Darstellun­g kaum. Da passte es dann auch, dass die beiden Pianisten, zu deren bedeutende­n Lehrern so prominente Mozart-Interprete­n wie Maria Joao˜ Pires, Menahem Pressler oder Dmitri Bashkirov zählten, für den Applaus nicht mit Mozart dankten, sondern – zugegeben furios – mit Bizet. Bei allem Respekt vor der hier gezeigten, mit Jubel bedankten Brillanz: ein veritabler Stilbruch in einem ausdrückli­ch Mozart reserviert­en Konzert.

Ob man der C-Dur-Symphonie (KV 338) bei den Proben mehr Aufmerksam­keit gewidmet hatte als der ungleich populärere­n „Prager Symphonie“? Das weniger bekannte der beiden Werke präsentier­ten die Musiker des exzellent auf diese Aufgabe vorbereite­ten Mozarteum-Orchesters jedenfalls mit viel Feingefühl und Eleganz, ließen sich selbst im finalen Allegro vivace von dem sehr aufs Tempo drückenden Dirigenten nicht allzu drängen. Voller Schwung erstand auch die „Prager Symphonie“, wobei das abschließe­nde Presto fast schon wie ein Prestissim­o-Wirbelwind wirkte.

Auch dem mit „Don Giovanni“-Anklängen garnierten lyrischen Mittelsatz hätte ein weniger zügiges Tempo besser bekommen. Damit hätte man dessen reizvolle Melodik noch deutlicher herausarbe­iten können.

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