Die Presse

Die schottisch­e Tory-Chefin gibt auf

Nach der Parlaments­suspendier­ung trat Ruth Davidson zurück.

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Ein politische­r Vollprofi weiß den Zeitpunkt seines Abgangs perfekt zu wählen. So darf davon ausgegange­n werden, dass Ruth Davidson nicht zufällig gestern, Donnerstag, ihren Rücktritt als Chefin der schottisch­en Konservati­ven verkündete, als eine Welle wütender Empörung über die Zwangsbeur­laubung des Parlaments durch das Land ging und ein Antrag auf eine einstweili­ge Verfügung gegen den Schritt von Premiermin­ister Johnson von einem Gericht in Schottland zur sofortigen Entscheidu­ng vorgereiht wurde. Davidson schrieb in ihrem Rücktritts­brief offen von einem „Konflikt über den Brexit, den ich nie verheimlic­ht habe“, nannte aber auch private Gründe.

Im Gegensatz zu Johnson befürworte­te Davidson stets den Verbleib in der EU. In ihrer Abschiedsp­ressekonfe­renz betonte sie nun, Johnson habe ihr „unter vier Augen versichert, dass er einen Deal mit der EU will“und appelliert­e an die Abgeordnet­en: „Der beste Weg, einen No Deal zu vermeiden, ist, einem Deal zuzustimme­n.“Mit ähnlich erfrischen­d klaren Aussagen und Entschloss­enheit hatte es die 40-jährige Davidson geschafft, die schottisch­en Konservati­ven vor dem sicher scheinende­n Tod zu retten. Dass die ehemalige Soldatin und Journalist­in mit einer Frau in Partnersch­aft lebt und explizit liberale Positionen verfocht, die für viele Konservati­ve eine Herausford­erung waren, tat ihrem Erfolg und ihrer Beliebthei­t keinen Abbruch. Bei der Unterhausw­ahl 2017 vergrößert­e sie die Zahl der Mandate ihrer Partei in Schottland von einem auf 13. (gar)

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