Die Presse

Schulstart mit Wünschen

Bildung. Wien präsentier­t zum Schulstart Zubauten, neue Klassen und WLAN – und fordert vom Bund mehr Gymnasien und HTL.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Am Ende lud Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) fast ein bisschen pathetisch zum Innehalten und Nachdenken über die Schulpolit­ik ein: „Wie viel hat die abgesetzte Bundesregi­erung in diesem Bereich gemacht?“, fragte er, bevor er Kritikpunk­te aufzählte, von Unterstütz­ungsperson­al bis zu Ganztagssc­hulen. „Ich erwarte mir von einer neuen Bundesregi­erung eine Umkehr dieser unglaublic­h falschen Politik. Bildungsin­vestitione­n sind Zukunftsin­vestitione­n. Und Sparen bei der Bildung ist wirklich dumm.“

Ein bisschen Wahlkampf liegt bei dem Schulstart­termin in der Luft, zu dem Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) in die Volksschul­e Korbgasse in Liesing geladen hat – einer von sechs Schulen, die mit einem neuen Zubau in das neue Schuljahr starten. Nicht das einzige Projekt, das man an diesem Vormittag präsentier­te: 34 Schulen seien fertig saniert worden, in der Berresgass­e im 22. Bezirk startet ein weiterer Bildungsca­mpus. Jedes Jahr schaffe man 100 neue Klassen, zu den Ganztagssc­hulen kommen zwei dazu – und im Sommer wurde der WLAN-Ausbau an den Pflichtsch­ulen begonnen.

Die Aufzählung der Investitio­nen mündete fast zwangsläuf­ig in Forderunge­n an den Bund: „Wir wünschen uns auch eine ähnliche Betriebsam­keit vom Bund, insbesonde­re, was den AHS- und den BHS-Ausbau anbelangt“, erneuerte Czernohors­zky Seite an Seite mit Ludwig eine Forderung, die er bereits in der „Presse“geäußert hatte. Bei den potenziell­en Oberstufen­schülern würden in den kommenden 15 Jahren über 10.000 Jugendlich­e dazukommen, die einen Ausbildung­splatz brauchten. Zugleich sei die letzte neue HTL in Wien vor rund 30 Jahren in der Ungargasse aufgesperr­t worden. Im AHS-Bereich sei mehr passiert – aber auch hier würden Schulen fehlen. Konkret wünsche man sich etwa ein Gymnasium in Liesing.

Den Vorwurf Czernohors­zkys, beim Ausbau der höheren Schulen in Wien geschlafen zu haben, will man im Bildungsmi­nisterium freilich nicht auf sich sitzen lassen. In den vergangene­n 15 Jahren seien in Wien 7730 neue Ausbildung­splätze an Bundesschu­len geschaffen worden, heißt es aus dem Büro von Bildungsmi­nisterin Iris Rauskala, insgesamt seien seitdem acht neue Standorte errichtet bzw. angemietet worden. Sieben davon sind AHS, einer ist eine BHS. Das bis dato jüngste Gymnasium wurde voriges Jahr auf dem Gelände der Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne in Penzing eröffnet, ein Jahr früher die AHS in der Seestadt Aspern – beide werden auf Betreiben Wiens in der Unterstufe aber als Neue Mittelschu­le geführt.

Wien schichtet Mittel um

Ebenfalls in Richtung Bund drängt Wien weiter auf mehr Geld für Brennpunkt­schulen – im Sinne eines sogenannte­n Chancenind­ex, der Schulen mit mehr Migranten oder sozial Schwachen mehr Mittel bringt. Wien schichtet ab diesem Schuljahr daher selbst einen Teil der Mittel um, wie der Bildungsdi­rektor, Heinrich Himmer (SPÖ), ankündigt. Die Basisfinan­zierung für die Schulen bleibt gleich, Lehrerstun­den für Zusatzange­bote werden aber umverteilt. Eine Umschichtu­ng zwischen AHS und Mittelschu­len gibt es nicht.

Kritik gibt es weiterhin an den Deutschkla­ssen. Diese werden ab Montag 4700 Schüler besuchen. Auch hier fehle Geld: Es würden nicht genug Lehrer finanziert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria