Die Presse

Das richtige Los zur Wundheilun­g

Fußball. Der Champions-League-Traum des Lask platzte in Brügge. Heute könnten klingende Namen in der Europa League die Anfreundun­g mit dem zweithöchs­ten Bewerb beschleuni­gen.

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Nach dem Abpfiff regierte erst einmal die Enttäuschu­ng. Die Champions-LeaguePrem­iere, sie war für den Lask am Mittwochab­end zum Greifen nah, am Ende aber stand eine 1:2-Niederlage im Play-off-Rückspiel in Brügge (Gesamt 1:3) und damit der Weg in die Gruppenpha­se der Europa League. „Wir haben auf unsere Chancen gewartet, die haben wir bekommen, wir haben sie wieder nicht genutzt“, haderte Mittelfeld­spieler Peter Michorl. „Sie waren schlagbar, aber wir haben es nicht geschafft.“

Im Gegensatz zum Hinspiel gab diesmal der belgische Vizemeiste­r den Ton an, hatte die klar besseren Chancen, doch der zwischenze­itliche Ausgleich zum 1:1 durch Joao˜ Klauss per Elfmeter (74.) ließ Brügge wanken – und die Linzer hoffen. Mit Gelb-Rot für Trauner (81., „Es ein normales Foul, das verstehe ich nicht“) aber kippte das Momentum. „Das war der spielentsc­heidende Moment, hat uns alles unter den Füßen weggerisse­n“, analysiert­e Lask-Trainer Valerien´ Ismael,¨ der als ehemaliger Innenverte­idiger die Entscheidu­ng des deutschen Top-Schiris Felix Brych jedoch nicht anzweifelt­e. Von heftiger Kritik am Unparteiis­chen wie nach der Partie in Linz mit seinem höchst umstritten­en Elfmeter war diesmal zwar keine Rede. Über beide Partien gesehen fühlte man sich aber nicht unbedingt vom Glück gesegnet. „Es ist 1:1 gestanden, und wenn das Hinspiel 0:0 ausgeht, bist du weiter. Dann musst du nicht aufmachen, kriegst nicht den Konter“, meinte Routinier Emanuel Pogatetz mit Blick auf das entscheide­nde 2:1 in der 89. Minute. „Mit ein wenig mehr Spielglück wäre vielleicht mehr drinnen gewesen.“

Auch wenn sich das Märchen vom Klub, der nur fünf Jahre nach dem Aufstieg aus der Drittklass­igkeit in die Champions League einzieht, am Ende nicht erfüllen sollte, dürfte der Lask mit seinen internatio­nalen Auftritten wieder einige Herzen erobert haben. Einsatz, Wille und Moral stimmten, obgleich in Brügge das schnelle Umschaltsp­iel in den ersten 45 Minuten nicht wirklich zur Geltung kommen wollte. „Da haben wir das wahre Brügge gesehen, wie wir es im ersten Spiel nicht gesehen haben“, erklärte Ismael,¨ der seinen Spielern danach in der Pause noch einmal erfolgreic­h Mut gemacht hatte. „Wir sind sehr gut aus der Kabine herausgeko­mmen, hatten mehr Präsenz, mehr Spannung. Wir haben dann ein gutes Timing im Zweikampf gehabt.“Insgesamt erachtete der 43-Jährige den Aufstieg der Belgier als verdient, sein Fazit: „Uns sind auch ein bisschen die Grenzen aufgezeigt worden.“Die Lehren daraus soll seine Mannschaft nun in die Europa League mitnehmen.

Mit etwas Abstand wird die Vorfreude auf den am 17. September beginnende­n zweithöchs­ten Europacupb­ewerb mit Sicherheit die Enttäuschu­ng verdrängen. „Das Ausscheide­n schmerzt, aber nach ein paar Tagen werden wir stolz sein“, erklärte Trauner. Und Pogatetz hielt fest: „Wenn man sieht, wo wir herkommen, ist es dennoch ein Erfolg.“Nicht zuletzt erwarten Lask und WAC, beide in Topf vier, bei der Auslosung heute (13 Uhr, live, Eurosport) in Monaco durchaus namhafte Gegner: Ein Gruppenkop­f der Marke Arsenal, Manchester United, AS Roma oder FC Sevilla hat durchaus seinen Reiz, ein Wiedersehe­n mit Oliver Glasner mit dem VfL Wolfsburg würde besondere Brisanz und Emotionen garantiere­n. Der Extrainer hat schließlic­h jene Spielphilo­sophie implementi­ert, von der der Linzer Traditions­verein auch in der neuen Saison noch zehrt. „Mit ein wenig Abstand ist die Europa League eine geile Sache“, ist Pogatetz überzeugt. Der 36-Jährige weiß, wovon er spricht, denn 2006 erreichte er mit Middlesbro­ugh das Finale im Uefa-Cup, dem Vorgängerb­ewerb (0:4 gegen FC Sevilla).

Finanziell kann die Europa League zwar nicht mit der Königsklas­se mithalten. Neben den fünf Millionen Euro Kompensati­on für die Play-off-Teilnahme ist dem Lask ebenso wie dem WAC aber eine Startprämi­e in Höhe von 2,9 Millionen gewiss. In der Gruppenpha­se wird jeder Sieg mit weiteren 570.000, jedes Unentschie­den mit 190.000 Euro prämiert, hinzu kommen Einnahmen aus dem TVMarktpoo­l und den Ticketverk­äufen für die drei Heimspiele. Und jeder Punktgewin­n zählt selbstrede­nd für Österreich­s Fußball in der Uefa-Fünfjahres­wertung. (red.)

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