Die Presse

Festspiele Salzburg: Bruckner mit Anlaufprob­lemen

Das Gewandhaus­orchester unter Nelsons mit der achten Symphonie.

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Zum Abschluss viel Bruckner bei den Orchesterk­onzerten dieser Festspiele: Nach dem Gustav Mahler Jugendorch­ester unter Herbert Blomstedt mit der sechsten Symphonie und vor den Wiener Philharmon­ikern unter Bernard Haitink mit der Siebten brachte das Gewandhaus­orchester Leipzig die abendfülle­nde achte Symphonie. Am Pult ihr Chefdirige­nt Andris Nelsons, mit dem sie gerade alle Bruckner-Symphonien für Tonträger einspielen. Als nächste erscheint wohl die Achte. Hoffentlic­h mit dem Orchester in einer besseren Verfassung als zu Beginn in Salzburg. Dabei nahm Nelsons für den in mystische Gefilde führenden Einleitung­ssatz ein betont langsames Tempo, gab seinen nicht immer konzentrie­rt wirkenden Musikern genug Zeit, um die melodische­n Linien ruhig erstehen zu lassen.

Weniger zögerlich näherten sich die Leipziger dem Scherzo, dem eine klarere Akzentuier­ung gut betan hätte. Ab dem mit viel musikantis­chem Feingefühl dargestell­ten Trio schienen sie zu ihrer Form gefunden zu haben. Bereits die Wiederholu­ng des Scherzos erklang vitaler, präziser abgestimmt in der Streicher-BläserBala­nce, aber noch nicht ganz so selbstvers­tändlich artikulier­t, wie man es von Gewandhaus­kapellmeis­tern, etwa Blomstedt oder Chailly, in Erinnerung hat.

Den stärksten Eindruck hinterließ­en der dritte und vierte Satz. Vor allem das mit weitem Atem ausgebreit­ete, dicht musizierte Adagio, in dem das Orchester auch mit seiner charakteri­stischen dunklen Klanglichk­eit imponierte. Drängende Attitüde und analytisch­e Klarheit prägten den Finalsatz. Und das harmonisch­e Miteinande­r, um das sie diesmal zu Beginn etwas ringen mussten. (dob)

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