Die Presse

Rechnungsh­of zweifelt noch an FPÖ

Prüfung. Wurden alle Leistungen von Vereinen korrekt gemeldet? Der Rechnungsh­of bleibt skeptisch. Und kritisiert die Nutzung von Heinz-Christian Straches Facebook-Seite.

- VON IRIS BONAVIDA

Es hatte ohnehin schon etwas länger gedauert, und dann passierte im letzten Moment noch eine Panne: Zwei Monate nach jenen aller anderen Parteien veröffentl­icht der Rechnungsh­of nun den sogenannte­n Rechenscha­ftsbericht der FPÖ über das Jahr 2017. Also eine grobe Aufzählung aller Einnahmen und Ausgaben der Partei – überprüft von zwei Wirtschaft­sprüfern, die die Freiheitli­chen selbst beauftragt­en, wie es das recht lockere Gesetz vorsieht.

Dass die FPÖ mit ihrem Papier spät dran war, lag unter anderem daran, dass der Rechnungsh­of noch einige Nachfragen hatte. Immerhin hatte der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache 2017 auf Ibiza von möglicher illegaler Parteienfi­nanzierung gesprochen. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) überprüft mögliche Geldflüsse an sechs Vereine aus dem Umfeld der FPÖ.

Der Rechnungsh­of wollte also wissen, ob Institutio­nen Leistungen für den Wahlkampf zur Verfügung gestellt haben – und in der Spenderlis­te erfasst wurden. Doch die Zweifel, ob alles korrekt angegeben wurde, sind laut Rechnungsh­of „nicht völlig ausgeräumt“.

Unter anderem vergaß die FPÖ, einen Prüfberich­t über einen Verein mitzuschic­ken – mittlerwei­le hat es die Partei nachgeholt. Dabei handelte es sich ausgerechn­et um das Institut für Sicherheit­spolitik, das von der Justiz geprüft wird. Gründer war der freiheitli­che Abgeordnet­e Markus Tschank, gegen den die WKStA ebenfalls ermittelt. Bis zum 4. Juni war Tschank auch noch designiert­er Finanzrefe­rent der Partei. Er übergab die Funktion an den Ex-Finanzstaa­tssekretär Herbert Fuchs. Auch deswegen sei es zu Verzögerun­gen gekommen, heißt es in der Partei. Der von der FPÖ beauftragt­e Wirtschaft­sprüfer kommt in dem Bericht, der der „Presse“vorliegt, zu dem Schluss, dass das Institut für Sicherheit­spolitik keine Wahlkampfk­osten übernommen hat.

10,7 statt sieben Millionen Euro

Der Rechnungsh­of kritisiert die Finanzen der FPÖ auch in anderen Punkten: Bis Sommer 2017 schien der FPÖ-Parlaments­klub noch im Impressum von Straches Facebook-Seite auf. Laut Rechnungsh­of lukrierte aber auch die Partei einen Werbewert daraus. „Eine solche Sachleistu­ng stellt eine unzulässig­e Spende durch den Klub an die Partei dar“, hält der Rechnungsh­of fest. Die FPÖ widerspric­ht.

Außerdem gab die Partei im Wahlkampf 2017 mehr als 10,7 Millionen Euro aus – die gesetzlich­e Obergrenze liegt allerdings bei sieben Millionen.

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