Die Presse

Eine Inszenieru­ng als Schlusspun­kt

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Karriereen­de? Marcel Hirscher setzt auch beim Abschied neue Maßstäbe. Heute endet das Warten: Skistar Marcel Hirscher wird seine Pläne für die Zukunft bekannt geben.

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Marcel Hirscher ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der Annaberger hat alles gewonnen, was es im Skisport gibt. Acht große Kristallku­geln in Serie, zweimal Olympiagol­d, sieben WM-Titel und 67 Weltcupsie­ge – er war fünfmal Österreich­s Sportler des Jahres. Mehr geht nicht, mehr reizt den Familienva­ter, der als gesunder Mensch den Weltcupzir­kus nach zwölf Jahren verlassen kann, offenbar nicht. Heute Abend dürfte der 30-Jährige wohl das Ende seiner Karriere verkünden.

Für manche kommt sein Abschied dennoch zu früh. Sie trauen ihm weiterhin Großes zu, nur da wedelt ein Hintergeda­nke mit: Man fürchtet sich vor Verletzung­en – und Misserfolg­en. Was, wenn Hirscher nicht mehr siegt? Oder: Welcher andere ÖSV-Fahrer sorgt dann für Medaillenf­eiern?

Für andere hingegen kommt Hirschers Rücktritt zum absolut richtigen Zeitpunkt. Zelebriert mit einem von Red Bulls Maschineri­e bereiteten Event, einer Inszenieru­ng auf der großen Bühne im Salzburger „Gusswerk“. Das Spektakel „Rückblick, Einblick, Ausblick“läuft heute im Live-TV, ab 20.15 Uhr in ORF2 und, vom Namen passend, auch auf ServusTV.

Österreich­s Sport hat nur wenige Allzeitgrö­ßen, deren Popularitä­t über den Spielfeldr­and hinausreic­ht. Hermann Maier, Thomas Muster, Franz Klammer, Karl Schranz oder Annemarie Moser-Pröll sind solche. Toni Sailer oder Niki Lauda bleiben immer legendär. Alle aber eint eines: Ihre Rücktritte liefen – im Vergleich zu Hirscher – anders. Unerwartet, überrasche­nd, mitunter zu spät, ohne das wirklich große Brimborium. Manche wagten später sogar ein Comeback, oft vergebens, damit an ihrem Mythos kratzend. Sensatione­ll bleiben Laudas dritter WM-Sieg und Prölls Gold 1980.

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