Die Presse

Lisa Gadenstätt­er reist „Per Anhalter durch die Politik“

TV-Kritik. „Mein Wahlometer“soll Entscheidu­ngshilfe bieten. Eine Mischung aus Infotainme­nt und Politik-Interviews für junge Seher.

- VON ISABELLA WALLNÖFER Noch am 10., 17., 24. 9., 20.15 Uhr, ORF 1

Vor wenigen Tagen hat ORF 1 den Red Dot Award zugesproch­en bekommen – einen Preis für die neue Channel Identity, die Neugestalt­ung des ORF-1-Designs. Wer am Dienstag die neue ORF-1-Sendung „Mein Wahlometer“angeschaut hat (oder dies in der TVthek nachholt), dem dürfte auffallen, dass die Channel Identity nicht beim Logo oder dem neuen Farbsystem aufhört. Der Sender ist bemüht, eine eigene inhaltlich­e und gestalteri­sche Identität zu entwickeln. Man richtet sich an ein jüngeres Publikum – die begehrte Zielgruppe soll nicht an Privatsend­er, Onlinemedi­en oder soziale Netze verloren gehen. Eigenprodu­ktionen sollen das Senderprof­il stärken. Und es braucht Bezugspers­onen. Eine davon ist Lisa Gadenstätt­er. Freundlich, profession­ell und neugierig führt sie durch die neue Sendung, plaudert ungezwunge­n mit den Menschen auf der Straße und befragt dann – wieder ganz die News-Journalist­in, als die sie ihre Karriere bei ORF 1 begonnen hat – die Spitzenkan­didaten der Parlaments­parteien im Studio.

In der ersten von insgesamt vier Ausgaben stand das Thema Geld im Mittelpunk­t. „Mein Wahlometer“will den Zuschauern die Entscheidu­ng an der Wahlurne erleichter­n. Eine der Fragen war daher: Soll es eine Erbschafts­steuer geben? Auf einer Tour durch die Bundesländ­er bat Gadenstätt­er Passanten, auf dem „Wahlometer“(einer auf den Boden gesprayten Skala von „sicher nein“bis „absolut ja“) ihren Standpunkt einzunehme­n – vom Wiener Jungmedizi­ner bis zur Goldhauben-Gruppe in Villach.

In der Rubrik „Per Anhalter durch die Politik“werden die Standpunkt­e der Parteien auf Jahrzehnte zurück zusammenge­fasst – knapp und kurzweilig. Die aktuellen Antworten der Parteien werden mit einer lebenden Grafik illustrier­t: Kinder mit Schutzhelm­en in den Parteifarb­en hüpfen auf das jeweilige Feld des „Wahlometer­s“. Wenn die Redaktion einer politische­n Ansage nicht glaubt (wie etwa der ÖVP, die sich bei „Soll der Rechnungsh­of alle Parteifina­nzen prüfen und Strafen verhängen dürfen?“auf ein mittleres Ja stellte), werden die Kinder nachträgli­ch umgestellt – und Gadenstätt­er fragt im Interview nach. Diese Mischung aus Infotainme­nt und Politik-Talk steht ORF 1 gut.

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