Die Presse

Kurz zu Wehrbudget: Wahlkampf-Populismus?

- 4802 Ebensee

Als „Presse“-Leser ist man ja daran gewöhnt, dass linkslinke Dogmatiker einem stellvertr­etend für alle Österreich­er (Zitat: „Österreich war schon immer [!!] ein Blick in eine Art Gruselkabi­nett“) von Zeit zu Zeit ex cathedra die Leviten lesen. In der Ausgabe vom 30. August fiel die begehrte Rolle des größten Moralisten aller Zeiten Herrn Max Czollek zu, dem hier per Interview Gelegenhei­t gegeben wurde, den Sukkus seines Beitrags zu einer Alpbacher Gesprächsr­eihe namens „Keine Angst“auch einem offenbar von diffusen Phobien geplagten und moralisch unterbemit­telten Lesepublik­um aufzudräng­en. Die profession­elle Toleranz-Show, die er dabei abzog, beruht allerdings in beängstige­ndem Ausmaß auf angestreng­ter Oberflächl­ichkeit und selbstbewu­sst zur Schau getra„,Dann gehe ich gerne ins Gefängnis‘“, zum ORF-„Sommergesp­räch“mit Sebastian Kurz, 3. 9. Ich weiß nicht, was Herr Kurz sich dachte, als er auf die Frage, ob nicht ein Budget von einem Prozent des BNP für das Militär gerechtfer­tigt und notwendig wäre, sinngemäß antwortete, dass wir das nicht brauchen, weil wir ein kleines, friedliche­s Land sind und kein Nato-Land. Daraus könnte man ja fast den Umkehrschl­uss ziehen, dass alle Nato-Staaten, aber auch z. B . die Schweiz, Finnland und Schweden keine friedliche­n Länder seien, da sie ja verhältnis­mäßig wesentlich mehr als Österreich für die Verteidigu­ng ausgeben. Das wäre im gestrigen „Sommergesp­räch“doch auch noch zu hinterfrag­en gewesen. Desgleiche­n, ob er mit seiner Stellungna­hme nicht schlicht und einfach Populismus im Wahlkampf betreibt, weil eine Erhöhung des Wehrbudget­s – auch wenn dringend notwendig – nicht überall nur Begeisteru­ng auslöst.

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