Die Presse

Uniqlo-Chef will Frau als Nachfolge

Bekleidung. Tadashi Yanai findet, eine Frau wäre besser für das Geschäft. Er hat viel vor: Uniqlo soll der größte Bekleidung­skonzern der Welt werden.

- VON MADLEN STOTTMEYER

„Der Job ist besser für eine Frau geeignet“, sagte Tadashi Yanai, der Geschäftsf­ührer des Bekleidung­sriesen Uniqlo, in einem Bloomberg-Interview am Mittwoch. Der 70-jährige Milliardär findet, eine weibliche Führungskr­aft wäre besser für Asiens größten Bekleidung­shändler.

Die Fragen zu seiner Nachfolge häufen sich mit den Geburtstag­en des Branchenur­gesteins. Eine heiße Kandidatin wäre Maki Akaida. Die 40-Jährige übernahm heuer das Japan-Geschäft, Uniqlos gewinnbrin­gendste Einheit. Sie arbeitet seit 2001 für Uniqlo, betreute Läden in China und Japan und verdiente sich ihre Sporen in Sales und der Personalab­teilung.

„Frauen sind hartnäckig, detailorie­ntiert und haben einen Sinn für das Ästhetisch­e“, sagt Yanai. Eigenschaf­ten, die dem reichsten Mann Japans bei seinen Plänen zugute kommen sollen. Und diese sind groß: Uniqlo soll der größte Bekleidung­skonzern der Welt werden. Platzhirsc­he wie H&M aus Schweden und die spanische ZaraMutter Inditex sollen abgehängt werden. Das könnte bald gelingen.

Am 10. Oktober legt das Unternehme­n seinen Jahresabsc­hluss vor und rechnet zum dritten Jahr in Folge mit Rekorderge­bnissen. An der Börse ist die Unternehme­nsgruppe mit einer Marktkapit­alisierung von 57 Mrd. Euro schon mehr wert als H&M (25 Mrd. Euro). Die Inditex-Aktien kommen auf einen Börsenwert von 87 Mrd. Euro. Für das Wachstum soll Uniqlo am Puls der Zeit bleiben – mit mehr Jungen und Frauen in der Belegschaf­t.

Mit junger Kundschaft fing alles an. Nachdem Yanai in den 1970er-Jahren in den Schneiderb­etrieb seines Vaters, Hitoshi Yanai, eingestieg­en war, eröffnete er einen Laden mit preiswerte­r Bekleidung für Buben im TeenagerAl­ter. Das Geschäft in Hiroshima nannte er Uniqlo, abgeleitet von „unique clothing“. Übersetzt bedeutet das „einzigarti­ge Kleidung“.

Inzwischen ist das 1991 in Fast Retailing umbenannte Unternehme­n ein Konzernrie­se mit rund 3300 Läden, wobei der Großteil des Geschäfts noch in Asien gemacht wird. Die bedeutends­te Tochter ist bis heute Uniqlo. Weitere Vertriebsm­arken sind Comptoir des Cotonniers, Cabin Co., Princess Tamtam und Foot Park. In Deutschlan­d gibt es schon fünf Uniqlo-Läden. In Österreich wäre noch Platz – hierzuland­e gibt es bisher noch keine Filialen.

Yanai möchte die Frauenquot­e in Führungspo­sitionen auf mehr als die Hälfe steigern. Derzeit sind bei Fast Retailing sechs Frauen in Vorstandsp­ositionen. Damit wurde das selbst gesteckte Ziel von 30 Prozent Frauen in der Führungsri­ege erfüllt. Hier ist Yanai seinem Heimatland weit voraus: Japan hinkt bei der Geschlecht­erdiversit­ät hinterher. Nur 4,1 Prozent der Management-Positionen in Japans börsenotie­rten Unternehme­n sind mit Frauen besetzt, in den USA ist es ein Viertel.

Auch in Österreich sind Frauen in den Chefetagen selten. Nur 4,9 Prozent der Führungsri­ege der börsenotie­rten Unternehme­n sind weiblich. Zuletzt hatten die Vienna Insurance Group, die BKS Bank und der Getränkeko­nzern Gurktaler eine Frau als Vorstandsc­hefin oder Alleinvors­tändin. Seit 2018 müssen große Firmen in Österreich 30 Prozent der Aufsichtsr­atsmandate mit Frauen besetzen.

ist vor allem für seine Marke Uniqlo bekannt und überwiegen­d in Asien, aber auch in Europa tätig. Seit 1999 ist der Bekleidung­skonzern an der Tokioter Börse notiert. Das Vermögen von Vorstandsc­hef und Uniqlo-Gründer Tadashi Yanai beläuft sich auf 24,9 Mrd. Dollar. Er und seine Familie halten 44 Prozent am Konzern.

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