Man beschädigt nebenbei den Börsenplatz Wien
Schreiber wohlbekannt, sorgt sich in seinem jüngsten Beitrag gemeinsam mit seinem Gesinnungsgenossen Mag. Josef Klobosits, auf dessen Lesermeinung vom 30. 8. („Will ,Die Presse‘ zurück zur alten ÖVP?“; Anm.) er sich bezieht, um die Blattlinie dieser Zeitung, die zur „alten schwarzen ÖVP“abzugleiten drohe, und empfiehlt zur Kenntnis zu nehmen, dass „der weit überwiegende Teil ihrer Leser mit dieser Partei der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben will“.
Nun habe ich weder mit der „alten“, noch mit der „neuen“ÖVP etwas zu tun, dennoch würde mich brennend interessieren, wie der Autor zu einer derart apodiktischen Behauptung gelangen kann. Hat er eine geheime „Presse“-Leserbefragung durchgeführt oder Zugang zu anderen, uns unzugänglichen Daten? Oder verfügt er etwa gar über seherische Fähigkeiten, die es ihm erlauben, solches zu behaupten? Ich für meinen Teil – und als ebenso jahrzehntelanger „Presse“-Leser – kann jedenfalls kein „Abgleiten“dieser Zeitung in irgendeine Richtung feststellen, sondern schätze – ganz im Gegenteil – die in ihr täglich gelebte Meinungsvielfalt, und ich glaube, dass das ein Großteil ihrer Leser ebenso sieht. Dies ist freilich keine Behauptung, sondern eine Vermutung. „Aktiensteuer soll 2021 kommen“, von Norbert Rief, 3. 9. Wie Sie richtig schreiben, war die ursprüngliche Idee der Finanztransaktionssteuer, der Spekulation einen Riegel (so wenig wirksam dieser auch wäre) vorzuschieben. Mit der nun geplanten Aktiensteuer werden hingegen keinerlei spekulative Instrumente besteuert (im Gegenteil, man sendet Einladungen dorthin aus), sondern man bestraft das einzig verbliebene Instrument zum Sparen und beschädigt nebenbei den Börsenplatz Wien. Vermögensaufbau zur Vorsorge wird durch die Vermögenszuwachssteuer ohnehin fast verunmöglicht; hier wäre es an der Zeit, die einjährige Behaltefrist wieder einzuführen. Aber daran denkt offensichtlich keine Partei, auch diejenigen nicht, die vorgeben, wirtschafts- und leistungsorientiert zu sein.
Wenn die ÖVP tatsächlich diesen wirtschaftspolitischen Unsinn befürwortet, hat sie aufgehört, eine Wirtschaftspartei zu sein.