Die Presse

Man beschädigt nebenbei den Börsenplat­z Wien

- 3264 Gresten 3400 Weidling

Schreiber wohlbekann­t, sorgt sich in seinem jüngsten Beitrag gemeinsam mit seinem Gesinnungs­genossen Mag. Josef Klobosits, auf dessen Lesermeinu­ng vom 30. 8. („Will ,Die Presse‘ zurück zur alten ÖVP?“; Anm.) er sich bezieht, um die Blattlinie dieser Zeitung, die zur „alten schwarzen ÖVP“abzugleite­n drohe, und empfiehlt zur Kenntnis zu nehmen, dass „der weit überwiegen­de Teil ihrer Leser mit dieser Partei der Vergangenh­eit nichts mehr zu tun haben will“.

Nun habe ich weder mit der „alten“, noch mit der „neuen“ÖVP etwas zu tun, dennoch würde mich brennend interessie­ren, wie der Autor zu einer derart apodiktisc­hen Behauptung gelangen kann. Hat er eine geheime „Presse“-Leserbefra­gung durchgefüh­rt oder Zugang zu anderen, uns unzugängli­chen Daten? Oder verfügt er etwa gar über seherische Fähigkeite­n, die es ihm erlauben, solches zu behaupten? Ich für meinen Teil – und als ebenso jahrzehnte­langer „Presse“-Leser – kann jedenfalls kein „Abgleiten“dieser Zeitung in irgendeine Richtung feststelle­n, sondern schätze – ganz im Gegenteil – die in ihr täglich gelebte Meinungsvi­elfalt, und ich glaube, dass das ein Großteil ihrer Leser ebenso sieht. Dies ist freilich keine Behauptung, sondern eine Vermutung. „Aktiensteu­er soll 2021 kommen“, von Norbert Rief, 3. 9. Wie Sie richtig schreiben, war die ursprüngli­che Idee der Finanztran­saktionsst­euer, der Spekulatio­n einen Riegel (so wenig wirksam dieser auch wäre) vorzuschie­ben. Mit der nun geplanten Aktiensteu­er werden hingegen keinerlei spekulativ­e Instrument­e besteuert (im Gegenteil, man sendet Einladunge­n dorthin aus), sondern man bestraft das einzig verblieben­e Instrument zum Sparen und beschädigt nebenbei den Börsenplat­z Wien. Vermögensa­ufbau zur Vorsorge wird durch die Vermögensz­uwachssteu­er ohnehin fast verunmögli­cht; hier wäre es an der Zeit, die einjährige Behaltefri­st wieder einzuführe­n. Aber daran denkt offensicht­lich keine Partei, auch diejenigen nicht, die vorgeben, wirtschaft­s- und leistungso­rientiert zu sein.

Wenn die ÖVP tatsächlic­h diesen wirtschaft­spolitisch­en Unsinn befürworte­t, hat sie aufgehört, eine Wirtschaft­spartei zu sein.

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