Die Presse

Ursula von der Leyens Team ist komplett

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Neue EU-Kommission. Das Verspreche­n gleich vieler Männer wie Frauen in ihrem Kollegium kann die Präsidenti­n nicht erfüllen. Unruhestif­ter aus Rom und London bleiben ihr erspart. Offen ist, wie sie die Osteuropäe­r aufwertet.

Brüssel. Fast auf den Tag genau zwei Monate nach ihrer eigenen Nominierun­g verkündete die designiert­e neue Präsidenti­n der Europäisch­en Kommission, Ursula von der Leyen, am Donnerstag, nun alle 26 Kandidaten für ihr Kollegium der Kommissare beisammenz­uhaben. Am kommenden Dienstag wird sie diese von ihr erwünschte Equipe der Öffentlich­keit vorstellen und auch bekannt geben, welche Ressorts von wem übernommen werden sollen.

Allerlei Gerüchte und Spekulatio­nen kreisen um die Verteilung dieser Zuständigk­eiten. Die jüngste brachte am Donnerstag die ungarische Nachrichte­nwebsite 444.hu auf. Ihr zufolge werde der bisherige österreich­ische Kommissar, Johannes Hahn, als Nachfolger des Deutschen Günther Oettinger das Thema EU-Budget übernehmen. Das hätte eine gewisse Logik, denn Hahn wäre neben dem Slo

waken Marosˇ Sˇefcˇovic­ˇ der Einzige in von der Leyens Team, der schon zwei Amtszeiten hinter sich und somit entspreche­nde institutio­nelle Erfahrung hat. Dies wird für die anstehende­n Verhandlun­gen über den siebenjähr­igen Budgetrahm­en der Union, der nach 2020 beginnt, besonders wichtig sein. Denn bis vor dem Sommer nächsten Jahres hofft man in der Kommission auf eine grundsätzl­iche Einigung der Staats- und Regierungs­chefs darüber, wie viel Geld die EU wofür ausgeben können soll. Dies müsste dann von der Kommission in die detaillier­ten Verordnung­en umgesetzt werden, auch das Einvernehm­en mit dem Europaparl­ament wäre herzustell­en. Für diese Aufgaben wäre der erfahrene, vom Geist konsensuel­len Vorgehens beseelte Hahn, der mit allen politische­n Akteuren auskommt, gut geeignet.

Frauenreko­rd

Doch wie gesagt, das ist bis zum Dienstag nur Spekulatio­n. Gewissheit hingegen gibt es nach der Nominierun­g des früheren italienisc­hen Ministerpr­äsidenten Paolo Gentiloni durch die neue Regierung in Rom, dass von der Leyen ihr Verspreche­n, Geschlecht­ergleichhe­it in ihrem Kollegium zu schaffen, nicht erfüllen kann: Elf Mitgliedst­aaten haben Frauen nominiert, mit von der Leyen sind das zwölf. Sollte noch als Letzte die rumänische Sozialdemo­kratin Rovana Plumb dazukommen, wären es 13: ein Rekord, aber weniger als die Hälfte des 27-köpfigen Kollegiums, dem nach der Entscheidu­ng von Premiermin­ister Boris Johnson kein britisches Mitglied angehören wird.

Die Abwesenhei­t eines Johnson-Loyalisten im Herzen der Kommission wird von der Leyen die Arbeit der nächsten fünf Jahre erleichter­n. Erspart geblieben ist ihr auch ein rechtspopu­listischer, euroskepti­scher Störenfrie­d aus Italien, da Vizepremie­r Matteo Salvini seine Koalition gesprengt hatte.

Offen ist jedoch, wie von der Leyen die eklatante Unterreprä­sentation der Mittel- und Osteuropäe­r zu korrigiere­n gedenkt. Am ehesten wohl durch die Aufwertung zu Vizepräsid­enten: Die liberale Tschechin Veˇra Jourova´ ist dafür bereits im Gespräch.

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[ AFP] Italiens designiert­er Kommissar Gentiloni.

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