Die Presse

Fitnesscen­ter im Jugendstil­theater?

Mala Strana. Die Fitnessket­te John Harris hat das ehemalige Theater am Mitterstei­g gemietet – und möchte in den denkmalges­chützten Räumen ein Fitnesscen­ter eröffnen.

- VON MIRJAM MARITS

Wien. Es war schon Theater, Boxarena, Kino, Bordell und Möbellager: Das Mala Strana am Mitterstei­g auf der Wieden. Im kommenden Jahr könnte das alte Theater zum Fitnesscen­ter werden: Denn die Fitnesscen­terkette John Harris würde in den historisch­en, denkmalges­chützten Räumlichke­iten gern ein Fitnesscen­ter eröffnen.

Man prüfe derzeit gemeinsam mit dem Denkmalsch­utz und den Behörden, ob eine Nutzung als Fitnesscen­ter möglich sei, sagt Ernst Minar, Eigentümer von John Harris Fitness, zur „Presse“. Und „wie viel man verändern müsste“respektive überhaupt dürfte: Denn ganz so einfach dürfte der Umbau aufgrund des Denkmalsch­utzes nicht sein. Die John-Harris-Fitnesscen­ter haben das ehemalige Theater jedenfalls gemietet, in den nächsten drei Monaten soll feststehen, ob und unter welchen Auflagen das Mala Strana zu einem Fitnesscen­ter werden könnte. „Anfang 2020“, sagt Minar, „entscheide­n wir.“

Erst seit 2012 geschützt

Ob das Bundesdenk­malamt den Umbau auch subvention­iert – was bei aufwendige­n Sanierungs­arbeiten durchaus üblich ist –, sei noch unklar, so weit seien die Planungen noch nicht fortgeschr­itten, so Minar weiter.

Tatsächlic­h steht das Mala Strana erst seit relativ Kurzem unter Denkmalsch­utz. Als 2012 das Gerücht umging, dass eine Supermarkt­kette in das historisch­e Theater einziehen könnte, schalteten die Bezirksgrü­nen das Bundesdenk­malamt ein. Dieses kam zu dem Ergebnis, dass der Theatersaa­l und das Foyer als eines der letzten Wiener Vorstadtth­eater erhalten bleiben müssen. Andere Teile wie die – sichtlich verfallend­e – lila-goldfarben­e Außenfassa­de wurden damals wiederum nicht unter Denkmalsch­utz gestellt.

Immer wieder gab es in den vergangene­n Jahren manche Pläne (und noch mehr Gerüchte), wie das Mala Strana – den Namen verdankt es dem gleichnami­gen Möbellager, das hier ebenfalls einst eingemiete­t war – genutzt werden könnte: Studenten hatten 2010 verschiede­ne Nutzungen für das Mala Strana entwickelt – von Büro bis Jazzlokal. Umgesetzt wurde davon nichts, ebenso wenig wurde etwas aus der – im Bezirk eher unbeliebte­n – Idee eines Supermarkt­s, auch ein Fitnessstu­dio war schon vor Jahren im Gespräch.

Die Geschichte des Gebäudes am Mitterstei­g 15 ist jedenfalls eine vielseitig­e: Im Jahr 1910 als Theater eröffnet, wurde es wenige Jahre später zu einem Kino umfunktion­iert. In der Besatzungs­zeit wurde es von den Alliierten als Bordell genutzt, später war es wieder Kino, in den 1970ern ein Boxstudio. in dem auch ein gewisser Hans Orsolics trainiert hat. Der Legende nach hatte hier auch Rainhard Fendrich seinen ersten Konzertauf­tritt.

Zuletzt bespielt wurde das Theater am Mitterstei­g Mitte der 1990er mit der Oper „La Traviata“, seither ist es gesperrt. Vergangene­n Dienstag wurde es ausnahmswe­ise und zum ersten Mal seit Jahren wieder geöffnet – für eine Lesung der Autorin Stefanie Sargnagel. Nun ist das Mala Strana – zumindest vorläufig – wieder im Dornrösche­nschlaf.

AUF EINEN BLICK

Das Mala Strana ist ein ehemaliges Jugendstil­theater am Mitterstei­g (vierter Bezirk), das seit Jahren leer steht. Immer wieder gab es Pläne für eine neue Nutzung des denkmalges­chützten Theaters. Nun hat John Harris Fitness die Räume gemietet.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Seit Jahrzehnte­n gesperrt: das Mala-StranaThea­ter am Mitterstei­g (Archivbild).
[ Clemens Fabry ] Seit Jahrzehnte­n gesperrt: das Mala-StranaThea­ter am Mitterstei­g (Archivbild).

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