Das ÖFB-Team steht heute Abend vor einem Pflichtsieg gegen Nachzügler Lettland, um seine Chancen zu wahren. Die Stadionfrage beschäftigt auch Teamchef Franco Foda.
EM-Qualifikation.
Franco Foda ist kein Mann großer Worte. Der Deutsche war noch nie als Sprücheklopfer bekannt, seit er aber Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft ist, scheint er seine Worte mit übertrieben viel Bedacht zu wählen. Spricht er über den bevorstehenden Gegner, hört man immerzu die gleichen Floskeln. Diesmal über Lettland, das heute (20.45 Uhr, live in ORF1) im Zuge der EM-Qualifikation in Wals-Siezenheim gastiert.
Foda: „Die Letten stehen sehr kompakt, können schnell umschalten. Wir haben vor jedem Gegner Respekt.“Foda über Marko Arnautovic:´ „Er ist noch immer ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Teams.“Foda über die Torhüter: „Alle drei haben im Training einen guten Eindruck hinterlassen, alle genießen mein Vertrauen.“Der 53-Jährige macht es Journalisten mitunter sehr schwer, wirklich Gehaltvolles zu übermitteln. Solange aber die Ergebnisse stimmen, wird man darüber hinwegsehen, hat der ÖFB auch kein Problem damit.
Nun, im bevorstehenden Herbst, müssen den leisen Worten des Teamchefs auch Taten (seiner Mannschaft) folgen. Gegen Lettland, den punktelosen Letzten der Gruppe G (Torverhältnis 1:13), ist ein Sieg Pflicht, möchte man weiter von der erfolgreichen Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 träumen. Wobei, mit dem Begriff Pflichtsieg fängt Foda erwartungsgemäß wenig an, wenngleich er doch eingesteht: „Wenn wir zur EM wollen, müssen wir unsere Heimspiele gewinnen.“
Bei allem gebotenen Respekt vor Lettland: Die Nummer 134 der FifaWeltrangliste darf weder zu Hause noch auswärts (19. November) zum Stolperstein werden. Das Team rangiert noch hinter St. Kitts und Nevis, Turkmenistan und Ruanda. Nur ein einziger Spieler im Kader, Mittelstürmer Roberts Uldrikis¸ vom FC Sion, bringt es auf einen Marktwert von einer Million Euro, der gesamte Kader gerade einmal auf 7,83 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein Aleksandar Dragovic´ (neun Mio.) wird höher gehandelt, das ÖFB-Team wird mit 259,80 Mio. Euro taxiert.
Das dritte Heimspiel in der laufenden EM-Qualifikation trägt Österreich im dritten Stadion aus. Während zum Auftakt gegen Polen noch im Wiener Ernst-Happel-Stadion gespielt wurde, übersiedelte das Team gegen Slowenien nach Klagenfurt. Nun ist Salzburg an der Reihe.
Zufriedenstellend ist dieser Umstand freilich nicht, bei der Pressekonferenz am Donnerstag wurde die Stadiondiskussion deshalb nochmals angekurbelt. Kapitän Julian Baumgartlinger machte kein Hehl daraus, dass dieses Thema „auch die Mannschaft beschäftigt“, eine dauerhafte Lösung erwünscht wird: „Um mit den anderen Nationen mithalten zu können, wäre das unheimlich wichtig. Politik und Sport könnten schon mehr Hand in Hand zusammenarbeiten.“Zuletzt hatte Wiens Sportstadrat, Peter Hacker (SPÖ), einen Neubau in Wien ausgeschlossen, der ÖFB nahm diese Absage zähneknirschend zur Kenntnis, sucht nun nach Alternativen in Niederösterreich und im Burgenland.
Tatsächlich hinkt Österreich punkto Infrastruktur im internationalen Vergleich gehörig hinterher. Selbst in kleineren Nachbarländern wie der Slowakei (Bratislava, Eröffnung im März 2019) und Ungarn (kurz vor der Fertigstellung) entstehen Fußball-Schmuckkästchen, hilft die Politik. Und plötzlich wurde auch Franco Foda klarer in seiner Meinung: „Wir haben extremen Nachholbedarf, müssen schleunigst handeln.“