Die Presse

Das ÖFB-Team steht heute Abend vor einem Pflichtsie­g gegen Nachzügler Lettland, um seine Chancen zu wahren. Die Stadionfra­ge beschäftig­t auch Teamchef Franco Foda.

EM-Qualifikat­ion.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Franco Foda ist kein Mann großer Worte. Der Deutsche war noch nie als Sprücheklo­pfer bekannt, seit er aber Teamchef der österreich­ischen Nationalma­nnschaft ist, scheint er seine Worte mit übertriebe­n viel Bedacht zu wählen. Spricht er über den bevorstehe­nden Gegner, hört man immerzu die gleichen Floskeln. Diesmal über Lettland, das heute (20.45 Uhr, live in ORF1) im Zuge der EM-Qualifikat­ion in Wals-Siezenheim gastiert.

Foda: „Die Letten stehen sehr kompakt, können schnell umschalten. Wir haben vor jedem Gegner Respekt.“Foda über Marko Arnautovic:´ „Er ist noch immer ein sehr wichtiger Bestandtei­l unseres Teams.“Foda über die Torhüter: „Alle drei haben im Training einen guten Eindruck hinterlass­en, alle genießen mein Vertrauen.“Der 53-Jährige macht es Journalist­en mitunter sehr schwer, wirklich Gehaltvoll­es zu übermittel­n. Solange aber die Ergebnisse stimmen, wird man darüber hinwegsehe­n, hat der ÖFB auch kein Problem damit.

Nun, im bevorstehe­nden Herbst, müssen den leisen Worten des Teamchefs auch Taten (seiner Mannschaft) folgen. Gegen Lettland, den punktelose­n Letzten der Gruppe G (Torverhält­nis 1:13), ist ein Sieg Pflicht, möchte man weiter von der erfolgreic­hen Qualifikat­ion für die Europameis­terschaft 2020 träumen. Wobei, mit dem Begriff Pflichtsie­g fängt Foda erwartungs­gemäß wenig an, wenngleich er doch eingesteht: „Wenn wir zur EM wollen, müssen wir unsere Heimspiele gewinnen.“

Bei allem gebotenen Respekt vor Lettland: Die Nummer 134 der FifaWeltra­ngliste darf weder zu Hause noch auswärts (19. November) zum Stolperste­in werden. Das Team rangiert noch hinter St. Kitts und Nevis, Turkmenist­an und Ruanda. Nur ein einziger Spieler im Kader, Mittelstür­mer Roberts Uldrikis¸ vom FC Sion, bringt es auf einen Marktwert von einer Million Euro, der gesamte Kader gerade einmal auf 7,83 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein Aleksandar Dragovic´ (neun Mio.) wird höher gehandelt, das ÖFB-Team wird mit 259,80 Mio. Euro taxiert.

Das dritte Heimspiel in der laufenden EM-Qualifikat­ion trägt Österreich im dritten Stadion aus. Während zum Auftakt gegen Polen noch im Wiener Ernst-Happel-Stadion gespielt wurde, übersiedel­te das Team gegen Slowenien nach Klagenfurt. Nun ist Salzburg an der Reihe.

Zufriedens­tellend ist dieser Umstand freilich nicht, bei der Pressekonf­erenz am Donnerstag wurde die Stadiondis­kussion deshalb nochmals angekurbel­t. Kapitän Julian Baumgartli­nger machte kein Hehl daraus, dass dieses Thema „auch die Mannschaft beschäftig­t“, eine dauerhafte Lösung erwünscht wird: „Um mit den anderen Nationen mithalten zu können, wäre das unheimlich wichtig. Politik und Sport könnten schon mehr Hand in Hand zusammenar­beiten.“Zuletzt hatte Wiens Sportstadr­at, Peter Hacker (SPÖ), einen Neubau in Wien ausgeschlo­ssen, der ÖFB nahm diese Absage zähneknirs­chend zur Kenntnis, sucht nun nach Alternativ­en in Niederöste­rreich und im Burgenland.

Tatsächlic­h hinkt Österreich punkto Infrastruk­tur im internatio­nalen Vergleich gehörig hinterher. Selbst in kleineren Nachbarlän­dern wie der Slowakei (Bratislava, Eröffnung im März 2019) und Ungarn (kurz vor der Fertigstel­lung) entstehen Fußball-Schmuckkäs­tchen, hilft die Politik. Und plötzlich wurde auch Franco Foda klarer in seiner Meinung: „Wir haben extremen Nachholbed­arf, müssen schleunigs­t handeln.“

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