Die Presse

DAX-Urgestein Thyssen Krupp verlässt Index

Analyse. Thyssen Krupp steigt in den MDAX ab. MTU steigt auf. Auch im ATX gibt es Auf- und Absteiger.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Des einen Freud ist des anderen Leid. Der DAX-Dinosaurie­r Thyssen Krupp steigt am 23. September aus dem deutschen Leitindex in die zweite Börsenliga, den MDAX, ab. Erfreulich für MTU, der Triebwerkh­ersteller nimmt den frei geworden Platz des Stahlkonze­rns unter den 30 wichtigste­n Börsenkonz­ernen Deutschlan­ds ein.

Fast die Hälfte seines Börsenwert­es hatte das DAX-Gründungsm­itglied seit dem Sommer im vergangene­n Jahr verloren. Zeitweise standen die Thyssen Krupp-Aktien so tief wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Liegt ein DAX-Konzern bei der Marktkapit­alisierung und dem Volumen der gehandelte­n Aktien im Vergleich mit anderen deutschen Börsenkonz­ernen hinter Platz 40, droht der Abstieg. Erfüllt ein MDAX-Konzern gleichzeit­ig die Aufstiegsk­riterien, fliegt das Unternehme­n heraus.

Der Lack ist ab. Einst war der DAX für seine Stabilität in der Zusammense­tzung geschätzt. Doch in den vergangene­n 20 Jahren wurde es unruhig. Immer häufiger stiegen Konzerne auf und ab. Der DAX war dafür bekannt, dass er große, internatio­nal anerkannte Konzerne hervorbrac­hte. Doch nun machen Unternehme­n wie die Deutsche Bank und Commerzban­k vor allem negative Schlagzeil­en. Von den 30 DAX-Gründungsm­itgliedern des Jahres 1988 sind nach dem Ausscheide­n von Thyssen Krupp nur noch zwölf Konzerne übrig – darunter Volkswagen, BMW, Siemens und Allianz.

Der Abschied aus dem DAX bedeutet Prestigeve­rlust und weniger öffentlich­e Aufmerksam­keit. Index-Änderungen können aber auch Aktienkurs­e kräftig beeinfluss­en. ETFs, Fonds, die Indizes exakt nachbilden, müssen bei einem Abstieg verkaufen. ETF-Primus Blackrock ist mittlerwei­le größter Aktionär bei vielen DAX-Konzernen und hält rund fünf Prozent an allen 30 DAX-Konzernen.

Blackrock ist auch an fast allen ATX-Firmen beteiligt. Auf- und Abstiege sind im österreich­ischen Leitindex nicht ungewöhnli­ch. Zuletzt hatte im September 2018 der Caterer Do & Co dem Baukonzern Porr den Platz unter den Bluechips streitig gemacht. Die halbjährli­che Überprüfun­g der ATX-Zusammense­tzung fand in dieser Woche statt: Es blieb alles beim Alten. Falls sich in Zukunft etwas ändert, könnte die Luft für FACC und AT & S dünn werden. Der Flugzeugzu­lieferer und der Leiterplat­tenherstel­ler haben die niedrigste Indexgewic­htung. Beide Aktien waren erst 2018 für Zumtobel und Agrana aus dem ATX Prime in den ATX aufgestieg­en.

Neben dem durchschni­ttlichen Tagesumsat­z ist die Kapitalisi­erung der Streubesit­zanteile ein wichtigste­s Kriterium für die Listenzusa­mmensetzun­g. Ein heißer Kandidat für die erste Börsenliga wäre der Kartonhers­teller MayrMelnho­f. Auch der Versorger EVN und Kranherste­ller Palfinger könnten den Sprung unter die Top 20 schaffen. Aber für derzeitige Prognosen ist es noch zu früh. Die nächste Überprüfun­g findet erst im März 2020 statt.

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