Die Presse

Constantia-Nachspiel vor Gericht?

Mittels Sachverhal­tsdarstell­ung an die Korruption­sstaatsanw­altschaft lässt der IVA die Vorgänge beim Börsenrück­zug der Constantia Packaging prüfen.

- VON HEDI SCHNEID

Vor zehn Jahren wurde die Constantia Packaging (CP) verkauft. Die Tochter des Industriel­len Herbert Turnauer, Christine de Castelbaja­c, brauchte im Zuge des Immofinanz-Desasters Geld. Käufer war der zur JP Morgan gehörende Finanzinve­stor One Equity Partners (OEP).

Die Barabfindu­ng von 47 Euro je Aktie, die OEP dem Streubesit­z 2010 bot, war den verbleiben­den Aktionären zu wenig. Zu Recht, wie sich nach neun Jahren hartnäckig­en Kampfes und mehreren Sachverstä­ndigenguta­chten herausstel­lte. Im Mai erzielten die Aktionäre mit der aus der Aufspaltun­g der CP hervorgega­ngenen Constantia Flexibles bzw. ihrer französisc­hen Eigentümer­in Wendel einen Vergleich. Die Nachzahlun­g von 50,1 Mio. Euro war die höchste, die je in einem Squeezeout-Verfahren erzielt worden war.

Das Geld ist zwar schon geflossen, die Sache ist aber noch nicht vorbei. Es könnte sogar ein gerichtlic­hes Nachspiel geben. Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessen­verbandes für Anleger (IVA), hat vor wenigen Tagen eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) eingebrach­t. Aus „kapitalmar­kthygienis­chen Gründen“wie er sagt. Darin prangert er die „skandalöse­n“Vorgänge beim Squeeze-out bei CP an.

Der Vorwurf: Im Hinblick auf die Abfindung habe das CP-Management (Vorstandsv­orsitzende­r war Hanno Bästlein) ursprüngli­che Planzahlen nach unten revidiert. Die neuen Zahlen waren Grundlage der Unternehme­nsbewertun­g durch EY. „Damit ist der Unternehme­nswert kleingerec­hnet worden, um die Kleinaktio­näre im Zuge des Squeeze-out möglichst billig abfinden zu können“, heißt es in der der „Presse“vorliegend­en Sachverhal­tsdarstell­ung. Und weiter: „Die Kleinaktio­näre, aber auch der Sachverstä­ndige (Klaus Rabel, Anm.) wurden bewusst über den wahren Wert der Beteiligun­g an der CP in die Irre geführt, indem ihnen falsche Zahlen und falsche Erwartunge­n präsentier­t wurden.“

Wesentlich­e Informatio­nen für die Beweisführ­ung kommen von dem sogenannte­n Discovery-Verfahren. Der einstige CP-Aktionär Alexander Proschofsk­y hatte im Zuge des Squeeze-out eine Klage gegen die OEP in New York eingebrach­t, ein Discovery-Verfahren erreicht und die Herausgabe wichtiger firmeninte­rner Dokumente und Beweismitt­el erwirkt. Daraus geht hervor, dass in der Planrechnu­ng für 2010, die für die Abfindung herangezog­en worden war, ein Ebitda der CP von nur 275,6 Mio. Euro zugrunde gelegt wurde. Wenig später ging die OEP davon aus, dass das Ebitda 383 Mio. Euro betragen würde. Dann war sogar von 415 Mio. Euro die Rede.

Dass die CP deutlich mehr wert war, zeigte sich spätestens bei deren Aufspaltun­g: OEP veräußerte die Duropack und Constantia Flexibles mit großem Gewinn und brachte die Amag mit großer Wertsteige­rung an die Börse.

Bästlein wurde dann 2012 Geschäftsf­ührer der OEP Austria – was für Rasinger kein Zufall ist. „Bästlein spielt eine maßgeblich­e Rolle in dem ganzen Geschehen, er hat ein doppeltes Spiel gespielt und indirekt profitiert.“

Der Manager sieht das naturgemäß anders. „Die Budgets wurden damals von den Vorständen der Teilgesell­schaften erstellt und vom Aufsichtsr­at abgesegnet“, sagt Bästlein zur „Presse“. Dann sei der Wert addiert worden – und daran habe sich EY gehalten. Die KPMG habe das noch geprüft.

Jetzt ist die WKStA am Wort. Sie muss den Sachverhal­t auf strafrecht­liche Relevanz prüfen und entscheide­n, ob ein Strafverfa­hren eingeleite­t wird.

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