Die Presse

Mit Ausübung des freien Arztberufs unvereinba­r

- 1190 Wien

Die von Thomas Jakl skizzierte­n Vorstellun­gen über verpflicht­ende branchenüb­ergreifend­e Kooperatio­nen von Handel, Dienstleis­tern und Industrie erinnern mich an die Fünfjahres­pläne des Obersten Sowjets: Planwirtsc­haft at its Best! Oder an Britannien­s Premier Johnson, der dem Parlament hartnäckig nicht realisierb­are Vorstellun­gen zum Absegnen vorlegte.

Der Autor übersieht, dass wesentlich­e Fortschrit­te in Umweltange­legenheite­n, wie saubere Flüsse und Seen oder Wiederverw­ertung von Wertstoffe­n, längst „SPÖ will Arzttermin garantiere­n“, 4. 9. Die Idee einer verpflicht­enden Terminverg­abe für Patienten niedergela­ssener Kassenmedi­ziner über eine zentrale Vergabeste­lle ist der Versuch eines unerhörten Eingriffs in die Organisati­on von Privatbetr­ieben, wie sie unsere Ordination­en sind. In vielen Facharztor­dinationen ist ein Terminverg­abesystem sinnvoll und wird auch angewendet, in allgemeinm­edizinisch­en Kassenordi­nationen aber nicht, weil die Patienten ja sowieso mit spontanen medizinisc­hen Problemen tagesaktue­ll behandelt werden. Aufgrund unplanbare­r medizinisc­her Interventi­onen hat sich ein Bestellsys­tem in der Kassen-Allgemeinm­edizin nicht bewährt und hinterläss­t unzufriede­ne Patienten, die nicht zum gewünschte­n Termin drankommen können, und unzufriede­ne Ärzte, die mit der Einhaltung von Terminen unter Druck gesetzt werden. Ein Terminverg­abesystem steht im Widerspruc­h zu spontanen Behandlung­snotwendig­keiten in der Kassen-Allgemeinm­edizin und in Akutambula­nzen der Spitäler. Ein solcher zentralist­ischer Eingriff ist unvereinba­r mit der Ausübung eines freien Arztberufs – noch dazu bei mageren Kassenhono­raren.

Wer solche Forderunge­n erhebt, ja deren Durchsetzu­ng sogar „garantiere­n“möchte und mit Sanktionen droht, darf sich nicht wundern, wenn sich keine Ärzte mehr für den niedergela­ssenen Kassenbere­ich finden und die

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