Die Presse

Salzburgs Einfluss auf das ÖFB-Team

Fußball. Österreich­s Nationalma­nnschaft profitiert enorm von Arbeit und Philosophi­e beim heimischen Ligaprimus aus Salzburg. „Die Spieler kommen bestmöglic­h ausgebilde­t zum ÖFB.“

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Serienmeis­ter Salzburg, das ist unbestritt­en, hat den österreich­ischen Fußball wie kein anderer Verein in den vergangene­n zehn Jahren geprägt. National eine Macht, haben sich die „Bullen“auch auf europäisch­em Parkett oftmals ins Rampenlich­t gespielt – der Höhenflug gipfelte diese Saison im erstmalige­n Erreichen der Champions League. Vom Salzburger Aufschwung profitiert auch die Nationalma­nnschaft. Beim EM-Qualifikat­ionsspiel im Juni gegen Nordmazedo­nien (4:1) standen nicht weniger als acht Spieler mit Salzburg-Vergangenh­eit in der Startforma­tion.

„Die Arbeit von Salzburg in den vergangene­n Jahren hat den österreich­ischen Fußball geprägt“, sagt Peter Schöttel im Wissen, dass der Verband profitiert. Der ÖFB-Sportdirek­tor lobt das „klare Konzept“, das der Serienmeis­ter seit Jahren verfolgt, wie „das Spiel gegen den Ball, die athletisch­en Dinge, die sie forcieren, um das umzusetzen“. Im A-Nationalte­am ist diese Entwicklun­g derzeit am stärksten sichtbar. In Österreich­s U21 steht mit dem bei Rapid ausgebilde­ten Maximilian Wöber dagegen nur ein RedBull-Spieler, in der U19 gar keiner.

Besonders stark sind die Salzburger dafür in der ÖFB-U16 vertreten. Kein Wunder, sind sie doch darum bemüht, spätestens im Akademie-Alter die größten Talente des Landes für sich zu gewinnen – und viele folgen dem Ruf.

„Salzburg ist aktuell der Verein mit den besten Möglichkei­ten, der auch etwas herzeigen kann. Der Output ist da“, erklärt Schöttel. Der ÖFB ist also klarer Profiteur. „Wir freuen uns, wenn die Spieler bestmöglic­h ausgebilde­t zu uns kommen.“Salzburg war freilich nicht immer die nationale Nummer eins. In Zeiten der Frank-StronachAk­ademie (2000 bis 2009) etwa war die Wiener Austria führend. Dort genossen u. a. David Alaba und Aleksandar Dragovic´ ihre Ausbildung.

Schöttel betonte die guten Leistungen, die auch in anderen Vereinen „im Rahmen ihrer Möglichkei­ten“beim Nachwuchs erbracht werden. In den ÖFB-Auswahlen gilt es, die verschiede­nen Philosophi­en mit jener, die die Red-Bull-Spieler eingeimpft bekommen, unter einen Hut zu bringen. „Eine Herausford­erung für die Teamchefs“, wie Schöttel selbst als U19-Coach festgestel­lt hat.

Als Sportdirek­tor sei es eine Herausford­erung, die besten in Österreich ausgebilde­ten Spieler auch für das Nationalte­am zu gewinnen. An Italien-Legionär Mert Müldür etwa ist der ÖFB nach wie vor interessie­rt, auch wenn der Ex-Rapidler bereits zwei Testspiele für die Türkei bestritten hat. „Er hat sich enorm entwickelt, weil er bei Rapid die Möglichkei­t bekommen hat zu spielen“, sagte Schöttel über den 20-Jährigen, der nun in Diensten von Sassuolo in der Serie A steht.

Müldür läuft seit der U17 für die Türkei auf, für Österreich wäre er aber erst nach einem Pflichtspi­eleinsatz im A-Team der Türken nicht mehr spielberec­htigt. Teamchef Franco Foda und Schöttel stehen mit Müldür in Kontakt. „Wir bemühen uns, aber es geht immer darum, was der Spieler will.“Mitunter sei die Bindung zu einem anderen Land sehr stark. Schöttel: „Das ist dann schade und ärgerlich, aber eben nicht zu ändern. Und es ist auch kein rein österreich­isches Phänomen.“

Im Nationalte­am einsetzen will man interessan­te Kandidaten dennoch erst, wenn sie so weit sind. Diesbezügl­ich bleibt der Verband seiner Linie treu. „Wir werden das auch in Zukunft so fortführen“, sagte Schöttel. Zumal es mit Rapids 16-jährigem Toptalent Yusuf Demir, der auch für die Türkei spielen könnte, oder StuttgartS­türmer Sasaˇ Kalajdziˇc,´ um den sich auch der serbische Verband bemüht, noch andere Spieler gibt, die sich früher oder später werden entscheide­n müssen.

Entschiede­n hat sich der ÖFB bereits für eine Neuaufstel­lung des sportmediz­inischen Bereichs. In diesem Kontext sei laut Schöttel auch die Trennung von Richard Eggenhofer zu sehen, der als Teamarzt des A-Nationalte­ams von Michael Fiedler ersetzt wurde. In Zukunft wolle man auf einen Pool an Ärzten setzen, die sich auch um die Nachwuchsn­ationalman­nschaften kümmern. (red./ag.)

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