Die Presse

Was fehlt, ist die Rolle der USA

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verkehr und Stromerzeu­gung sind, dürfte Günter Ofner entgangen sein. Auch die Ausbreitun­g der Wüsten nimmt wesentlich mehr landwirtsc­haftlich nutzbare Fläche weg, als durch die nach Norden wandernde Vegetation dazugewonn­en werden kann. Und wenn der Golfstrom zum Erliegen kommt, wird die Sahara bis an die Südalpen reichen. Auch für die Wälder sieht es schlecht aus. Die vergangene­n Jahre litten unsere Bestände massiv an Trockenhei­t, Borkenkäfe­rn und Stürmen. Auch größere Waldbrände sind keine Seltenheit mehr, vor allem in Skandinavi­en, dessen Wälder laut Ofner durch den Klimawande­l ja so profitiere­n. Und die ersparte Energie durch weniger Heizen wird durch Klimaanlag­en mehrfach zunichtege­macht. Andere Folgen wie monatelang­e Tropennäch­te, erhöhte Kreislaufb­eschwerden, Trinkwasse­rknappheit, vertrockne­te Ernten, Überschwem­mungen durch Starkniede­rschläge etc. blieben gänzlich unerwähnt.

Auf uns wird durch den Klimawande­l und dessen teure Folgen eine sehr raue Zeit zukommen. „Nicht einmal eine leere Vitrine“von G. Renöckl, Spectrum, 31. 8. Danke für diesen auch sprachlich schönen Beitrag von Georg Renöckl. Der Inhalt ist natürlich höchst betrüblich. Das Haus der Geschichte, das man in die neue Burg „versteckt“hat, beschäftig­t sich tatsächlic­h nicht mit der Causa „100 Jahre Vertrag von St. Germain“. Natürlich hatte Österreich damals nichts zu lachen, daher heute im klassische­n Sinn nichts zu feiern. Andere Länder aus der Erbmasse der Monarchie geben ihre Sicht der Geschichte daher meist freudvolle­r kund. Aber zu schweigen?

Was mir im Beitrag gefehlt hat, auch angesichts der bemerkensw­ert mutigen (negativen) Zurschaust­ellung von Clemenceau, ist die enttäusche­nde Rolle der USA. Nach wie vor widmet die Historiogr­afie diesem Aspekt wenig Beachtung. Ohne die USA hätte es weder Südtirol noch die durch weit übertriebe­ne Verehrung von Masaryk begründete Tschechosl­owakei gegeben. Das wiegt das Plus aus der Kärntner Volksabsti­mmung nicht auf. Nicht umsonst gibt es in Österreich außer in Klagenfurt keinen öffentlich­en Raum, der an Wilson erinnert.

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