Die Presse

Resistente Bakterien in Wiener Ratten

Eine Studie zeigt die Nagetiere als Überträger.

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Die tief sitzende Abneigung gegen Ratten – die ja eigentlich genauso herzig wie etwa Meerschwei­nchen sind – liegt wohl auch an ihrer Rolle als Überträger der Beulenpest, auch wenn diese typischerw­eise nicht direkt von der Ratte auf den Menschen übertragen wird, sondern über den Umweg des Rattenfloh­s. Das Lied vom „lieben Augustin“, der während der Epidemie des Jahres 1679 eine Nacht in einer Pestgrube überlebt haben soll, ist noch immer ein Wiener Volkslied.

Die Pest kommt zwar in Wien wie in ganz Europa schon lang nicht mehr vor. Doch auch heute noch sind viele in Wien lebende Ratten, die das Abwassersy­stem besiedeln und sich von menschlich­en Abfällen ernähren, Träger gefährlich­er multiresis­tenter Bakterien.

Das zeigt eine in der Zeitschrif­t Eurosurvei­llance veröffentl­ichte Studie von Forschern der Vet-Med-Uni Wien, der österreich­ischen Agentur für Ernährungs­sicherheit, der Freien Universitä­t Berlin und dem Leibniz-Institut für Photonisch­e Technologi­en.

Untersucht wurden Ratten der Art Rattus norvegicus, die in den Jahren 2016 und 2017 in der Wiener Innenstadt gefangen wurden. Rund jede siebente davon (14,5 Prozent) trug multiresis­tente Enterobakt­erien in sich. Diese Häufigkeit ist vergleichb­ar mit den Ergebnisse­n von Studien in anderen Großstädte­n wie Berlin (13,6 Prozent) und Hongkong (13,9 Prozent). Dazu trugen 59,7 Prozent der untersucht­en Wiener Ratten gefährlich­e, multiresis­tente Staphyloko­kken in sich.

Das sei besorgnise­rregend, meinen die Forscher: „Eine der von uns untersucht­en Ratten wurde beispielsw­eise in einem Grünbereic­h gefangen, der im Sommer von Obdachlose­n als Schlafstel­le genutzt wird.“Die Bekämpfung von Ratten, aber auch anderer Nagetiere, bleibe in Städten deshalb wichtig für die öffentlich­e Gesundheit. (tk)

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