Die Presse

Winterpuns­ch mit Felsenbirn­en

Außenberei­che. Terrasse und Garten werden über den Winter oft vergessen – dabei lassen sie sich auch für die kalte Jahreszeit gestalten.

- VON BARBARA WALLNER

Es ist eine schräge Eigenheit, dass es uns Österreich­er gerade im Winter ins Freie zieht. Da drängt man sich um den Punschstan­d und wärmt sich die klammen Finger am Häferl mit kitschigem Weihnachts­motiv – während Garten und Terrasse vergessen ein tristes Winterdase­in fristen. Dabei kann man sie so gestalten, dass man seine kleine Oase ganzjährig nutzen kann. Schließlic­h schmeckt der Punsch besser, wenn man dabei nicht friert – in die Decke gekuschelt daheim etwa. Dass draußen genauso Wohnraum ist wie drinnen, haben die Gartenund Terrasseng­estalter längst erkannt.

Und auch, dass sich die Nutzungsze­iten verschiebe­n: „Wir machen die Erfahrung, dass Frühling und Herbst immer wichtiger werden. Im Hochsommer verbringt man möglichst wenig Zeit in der Stadt“, erzählt Bernhard Kramer von Kramer und Kramer Gartenarch­itektur. Damit aber Außenberei­che nicht nur lang brauchbar sind,

sondern die kleinen grünen Lieblinge auch den Frühling erleben, gibt es einiges zu beachten.

Schön soll es sein

„Zum größten Teil nutzen wir Außenberei­che, indem wir von drinnen herausscha­uen“, weiß Jörg Zecha von Die Begründer, spezialisi­ert auf Garten- und Terrassend­esign. Oft sind es die Details, die das Draußen gemütlich machen. Beleuchtun­g werde oft stiefmütte­rlich behandelt, mache aber viel aus, so Zecha: „Kleine Lichtpunkt­e zwischen immergrüne­n Pflanzen können einen Bereich sehr lebendig machen – wenn dann noch Schnee liegt, bekommt das einen ganz eigenen Charme.“Garten, Balkon und Terrasse sehen außerdem einladende­r aus, wenn sie möbliert sind. Möbel aus Naturmater­ialien wie Holz oder Stein seien sehr witterungs­beständig, erklärt Siegfried Walli, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Betriebs und Spezialist für Garten- und Terrassene­inrichtung­en. „Wenn man damit leben kann, dass sich die Optik von Holz im Laufe der Zeit verändert, reicht es, das Holz zu waschen – wer einen bestimmten Look haben möchte, muss es mit Lasur oder Öl entspreche­nd regelmäßig behandeln.“Auch Kunststoff­e eignen sich, allerdings müssen diese sehr hochwertig sein.

Wer Außenberei­che ganzjährig nutzen möchte, wählt Pflanzen, die im Freien überwinter­n können. Den Großteil des Sortiments, das man im Garten pflanzen würde, könne man auch auf Balkonen und Terrassen verwenden, meint Zecha. Je nach Lage sind die Pflanzen unterschie­dlich stark der Witterung ausgesetzt: Während Wind, Sonne und Temperatur­unterschie­de auf Dachterras­sen Extrembedi­ngungen schaffen, herrscht im Schutz der Häuser oft ein anderes Mikroklima. Bei der Pflanzenwa­hl sollte man also ganz konkret den Stellplatz im Auge haben. Generell empfiehlt Kramer robuste Gehölze wie Felsenbirn­en, japanische­n Ahorn oder Eisenholzb­äume. Auch Rosen, Gräser und krautige Pflanzen seien eine gute Wahl, etwa Rosmarin, Lavendel oder Salbei. Mit Sonnensege­ln oder Windschutz lässt sich zudem ein förderlich­es Mikroklima schaffen. Damit es die Pflanzen gemütlich haben, sollte man weder bei Gefäßen noch bei Substrat geizen – „das ist, als würde man beim Fundament eines Hauses sparen“, meint Zecha. Töpfe sollten möglichst groß, frostfest und gut isoliert sein. Moderne Kunststoff­gefäße seien in der Regel doppelwand­ig und isolieren durch den Luftpolste­r. Wer schon Töpfe zu Hause hat, kann diese mit einer Styrodursc­hicht dämmen oder mit einem Winterschu­tzvlies umwickeln. Allerdings darf sich kein Wasser stauen – sonst drohen Frostschäd­en.

Auch im Winter gießen

Wobei Pflanzen über den Winter selten „erfrieren“: In den meisten Fällen vertrockne­n sie, weiß Kramer. „Pflanzen gehen in einen Ruhezustan­d, aber sie können nicht von Dezember bis März ohne Wasser auskommen.“Regelmäßig­e Kontrolle – alle drei bis vier Wochen – ist deshalb wichtig.

Und was pflanzt man? Frühlingsl­iebhaber greifen zu früh treibenden Zwiebelpfl­anzen, Sommersonn­enanbeter schätzen das mediterran­e Flair von Kräutern. Wer Herbstgold liebt, wählt Pflanzen, die die Blätter abwerfen und im Frühjahr wieder austreiben. Wintergemü­ter freuen sich an immergrüne­n Tupfern im Schnee. Und wer alles will, macht aus einer Terrasse vier – für jede Jahreszeit.

 ?? [ Getty Images ] ?? Mit wetterfest­em Mobiliar, passenden Pflanzen und heimeligem Licht lässt sich der Freiraum auch im Winter nutzen. Nur der Schnee ist nicht so berechenba­r.
[ Getty Images ] Mit wetterfest­em Mobiliar, passenden Pflanzen und heimeligem Licht lässt sich der Freiraum auch im Winter nutzen. Nur der Schnee ist nicht so berechenba­r.

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