Die Presse

Vorwürfe gegen ÖVP teils falsch

Wahlkampfk­osten. Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, ist ein Teil der im „Falter“veröffentl­ichten Vorwürfe falsch: So hat die ÖVP Kugelschre­iber korrekt abgerechne­t.

- VON MARTIN FRITZL

ÖVP hat laut Unterlagen Kugelschre­iber korrekt als Wahlkampfk­osten abgerechne­t.

Wien. In der Affäre um überhöhte Wahlkampfk­osten geht die ÖVP nun in die Offensive. Vor einer Woche hatte die Zeitschrif­t „Falter“interne Dokumente der Volksparte­i veröffentl­icht, aus denen hervorgehe­n soll, dass die ÖVP plant, die Wahlkampfk­ostenoberg­renze zu überschrei­ten und dies vor dem Rechnungsh­of zu verbergen. Der „Falter“habe dabei „entweder unwissentl­ich falsch oder wissentlic­h manipulati­v“berichtet, sagt die ÖVP nun und legt drei Beispiele dafür vor.

1 Welche Fakten laut Volksparte­i falsch dargestell­t wurden.

Der „Falter“schreibt, dass auffällige­rweise wenige Tage bevor die Wahlkampff­rist beginnt, ab der alle Wahlkampfa­usgaben dem Rechnungsh­of gemeldet werden müssen, drei Rechnungen in Höhe von zusammen 920.000 Euro bei der ÖVP eingegange­n sind. Die Volksparte­i veröffentl­icht nun zwei davon, die garantiert nichts mit dem Nationalra­tswahlkamp­f zu tun hätten: Die eine von der Agentur Media Select, die dezidiert für den EU-Wahlkampf ausgestell­t wurde und laut einem Faksimile, das der „Presse“vorliegt, Schaltunge­n in Printmedie­n im Mai 2019 beinhaltet. Die andere kommt von der Firma Alpha Medien Service und wurde für Betrieb und Wartung der IT im zweiten Halbjahr 2019 ausgestell­t. Das habe man dem „Falter“auch vor Erscheinen des Artikels mitgeteilt.

„Danke für die Transparen­z, Vorwurf ausgeräumt“, kommentier­te „Falter“-Chefredakt­eur Florian Klenk die Richtigste­llung. Er bestreitet aber, dass der „Falter“im Vorfeld diese Informatio­n bekommen und ignoriert habe. Man sei von der ÖVP nur sehr allgemein darauf hingewiese­n worden, dass die Rechnungen einen anderen Zweck haben könnten. Und man habe in dem Punkt der ÖVP auch nichts vorgeworfe­n, sondern nur auf den zeitlichen Zusammenha­ng hingewiese­n.

2 Wurden die Kugelschre­iber 2017 tatsächlic­h falsch abgerechne­t?

Der „Falter“schreibt, die ÖVP hätte bei der Nationalra­tswahl 2017 um 130.000 Euro Kugelschre­iber angeschaff­t, diese aber nur zu einem kleinen Teil in die Wahlkampfk­osten einfließen lassen. Das hat die ÖVP schon von Anfang an bestritten und legt nun die entspreche­nden Buchhaltun­gsdokument­e dazu vor. Demnach gab es explizit 2017 unter dem Punkt „Werbemitte­l allgemein“insgesamt sechs Positionen zum Thema Kugelschre­iber, die zusammenge­rechnet exakt jene 130.000 Euro ausmachen, die diese Werbegesch­enke in Summe gekostet haben. Also eine komplett falsche Darstellun­g des „Falter“? Redakteur Josef Redl pocht darauf, dass ihm ein Dokument vorliegt, wonach die Aufteilung der Kosten auf die gesamte Legislatur­periode zumindest geplant war. Möglicherw­eise habe man sich dann anders entschiede­n. Zudem seien es, so Klenk, nur „kleine Fehlerchen“, die nun richtigges­tellt wurden. 3 Was bleibt von den Vorwürfen noch übrig? Zur Darstellun­g, die ÖVP würde nur einen Teil der Wahlkampfk­osten für 2019 offiziell als solche verbuchen und an den Rechnungsh­of weiterleit­en, hat die Volksparte­i bislang keine Dokumente vorgelegt, sie bestreitet aber diesen Vorwurf. Laut „Falter“existiert ein Dokument, nach dem die Wahlkampfk­osten offiziell mit 6,3 Millionen Euro angegeben werden, weitere 2,6 Millionen in den Planungen aber als „nicht Wahlkampf“ausgewiese­n werden. Unter diesen Kosten sollen sich Ausgaben für die „Bergauf Österreich“-Tour von Sebastian Kurz, Luftballon­s, türkise Brillen und Shirts befinden. Ob das tatsächlic­h der Fall sein wird, lässt sich heute noch nicht sagen, tatsächlic­h abgerechne­t werden die Wahlkampfk­osten erst nach dem Urnengang.

4 Wird die ÖVP nun den „Falter“klagen?

Angekündig­t wurden rechtliche Schritte gegen die Zeitschrif­t bereits vor einer Woche. ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer erklärte am Montag, man werde noch am Nachmittag eine Unterlassu­ngsklage einbringen. Man könne anhand mehrerer Rechnungen und Buchungsze­ilen belegen, dass der „Falter“falsch oder manipulati­v berichtet hat.

5 Wie geht es mit der Suche nach dem Hacker weiter?

Am Montag haben sich die Nachrichte­ndienste von Innen- und Verteidigu­ngsressort mit dem Hackerangr­iff beschäftig­t. Die Taskforce „Hybride Bedrohunge­n“besprach den Vorfall. Operativ zuständig für die Ermittlung­en sind aber Bundeskrim­inalamt und Verfassung­sschutz. Am Mittwoch wird sich der Nationale Sicherheit­srat, dem die zuständige­n Minister und alle Parlaments­parteien angehören, damit beschäftig­en. Dessen Beratungen sind geheim.

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[ Daniel Novotny] Die Kosten für den EU-Wahlkampf 2019 flossen zu Recht nicht in die Wahlkampfk­osten für den Nationalra­t ein.

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