Die Presse

Vier Wackelkand­idaten in von der Leyens Team

Neue EU-Kommission II. Das EU-Parlament wird versuchen, noch einzelne Kommissare zu verhindern.

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Jeder hat eine Vergangenh­eit. Und die Wahrschein­lichkeit, dass 26 Kommissars­kandidaten alle eine einwandfre­ie Vita vorweisen können, ist unwahrsche­inlich. Deshalb werden die EU-Abgeordnet­en vor ihren Hearings der künftigen Kommissare Archive aufsuchen. Zumindest bei vier Kandidaten werden sie dort dunkle Flecken finden, die entweder nicht oder nicht ausreichen­d aufgeklärt sind.

Die rumänische Sozialdemo­kratin Rovana Plumb war eine Vertraute des inzwischen inhaftiert­en Ex-Parteichef­s Liviu Dragnea. Für ihn soll sie laut Korruption­sermittler­n eine Donauinsel rechtswidr­ig umgewidmet haben, damit sie Dragnea als privates Anglerpara­dies nutzen konnte. Dank ihrer parlamenta­rischen Immunität konnte sie den Untersuchu­ngen bisher entgehen.

Frankreich­s Kandidatin Sylvie Goulard musste wegen Scheinbesc­häftigunge­n in ihrer liberalen Partei schon als Verteidigu­ngsministe­rin zurücktret­en. Offen ist noch, wofür Goulard ein Beraterhon­orar von monatlich 10.000 Euro von einer Denkfabrik bezogen hat.

Polens Kandidat Janusz Wojciechow­ski soll wiederum als EUAbgeordn­eter der Regierungs­partei PIS Reisespese­n nicht korrekt abgerechne­t haben. Die EU-Antibetrug­sbehörde Olaf untersucht den Fall derzeit.

Bei Ungarns Kandidat Lazl´o´ Trocs´anyi´ finden sich keine solchen Unregelmäß­igkeiten. Er wird sich dafür verantwort­en müssen, als Minister die umstritten­e Justizrefo­rm vorangetri­eben zu haben, die einer der Gründe für das EU-Rechtsstaa­tsverfahre­n gegen seine Heimat war. (ag./wb)

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