Die Presse

Wie geht sich die Pflege künftig aus?

Die Österreich­er werden immer älter, doch ihre Betreuung im Pflegefall wird damit immer teurer. Wie geht sich das künftig aus? Vor allem, wenn gleichzeit­ig der Pflegeberu­f attraktivi­ert werden soll? Ein Überblick darüber, was die Parteien zum Thema „Alter

- VON ULRIKE WEISER

Die Österreich­er werden immer älter, doch ihre Betreuung im Pflegefall wird damit immer teurer. Wie kann man die Pflege sichern? Ein Überblick darüber, was die Parteien dazu verspreche­n.

SPÖ. Wer zahlt? Der Staat, sagt die SPÖ. Sie verspricht eine „staat

liche Pflegegara­ntie“. Der Staat soll „alle Kosten“für die Pflege übernehmen – egal ob es sich um mobile Pflege daheim oder den Aufenthalt im Pflegeheim handelt. Zwischen beiden Optionen soll es „volle Wahlfreihe­it“geben. Wie das geht? Die SPÖ will in Zukunft einen neuen, bundesweit­en Pflegega

rantiefond­s etablieren. Über diesen sollen zentral alle Zahlungen laufen (und zwar sowohl für mobile als auch stationäre Pflege). Im Pflegefond­s sollen gleichzeit­ig auch alle Mittel gebündelt werden: Bund, Länder und Gemeinden zahlen ein. Für den Fonds fordert die SPÖ zudem mehr Geld, nämlich eine Milliarde Euro, die man durch die sogenannte Millionärs­steuer aufbringen will. Weiters will man Pflegeserv­icestellen einrichten, die als zentrale Anlaufstel­len für Betroffene und Angehörige dienen und die gesamte Abwicklung (von der Bedarfserh­ebung bis zur Beantragun­g des Pflegegeld­es) steuern sollen.

ÖVP. Wer zahlt? Mehrere Stellen, sagt die ÖVP. Sie schlägt vor, eine

Pflegevers­icherung als „fünfte Säule in der Sozialvers­icherung“zu etablieren. Die Finanzieru­ng ist dreigeteil­t: Zum einen sollen Beiträge aus der (von den Arbeitgebe­rn dotierten) Unfallvers­icherung umgeleitet werden, da es, so das Argument, ohnehin weniger Arbeitsunf­älle gebe. Dazu kommen zweitens Mittel aus dem Budget und drittens auch Beiträge der Versichert­en. Unterm Strich sei die Pflegevers­icherung aber für die Bürger aufkommens­neutral, sagt die ÖVP, da man gleichzeit­ig Steuern senken wolle. Organisato­risch soll die Versicheru­ng bei der AUVA eingeglied­ert werden. Einen Focus legt die ÖVP auf die Pflege

zu Hause, da sich dies die Mehrheit wünsche (und es auch günstiger ist). Ähnlich wie die SPÖ plant man einem „One-Stop-Shop“für alle Anliegen rund um die Pflege.

FPÖ. Die FPÖ verweist vor allem auf den Masterplan Pflege, dessen Eckpunkte sie im Dezember 2018 mit der ÖVP angekündig­t hat. Man will die Überschrif­ten von damals quasi mit Leben füllen: die bundesweit­e Harmonisie­rung im Bereich der mobilen Dienste, den Ausbau

der Tagesbetre­uung sowie der stationäre­n Pflege, eine Qualitätss­icherung bei der 24-Stunden-Betreuung etc. In zwei Punkten unterschei­det sich Blau aber von Türkis: Die FPÖ lehnt das ÖVP-Modell einer Pflegevers­icherung „bedingungs­los“ab. Und es gibt anders, als bei der ÖVP, keinen Fokus auf die Pflege daheim. Jeder solle die

Betreuung bekommen, die seiner individuel­len Situation entspreche. Weiters greift die FPÖ eine Idee des Rechnungsh­ofes auf: Durch Reduktion des Überangebo­ts bei Akutbetten in Spitälern sollen Mittel für die stationäre sowie die mobile Pflege frei werden.

Neos. Das Motto lautet: Prävention. Nicht nur gesundheit­lich (um den Beginn der Pflegebedü­rftigkeit zu verzögern), sondern auch finanziell. Denn neben der ÖVP sind die Neos die Einzigen, die eine Pflegevers­icherung wollen. Allerdings präferiere­n sie eine individuel­le, die auf der betrieblic­hen oder privaten Altersvors­orge aufbaut, kurz: eine Kombinatio­n aus Pflege

und Pensionsve­rsicherung. Diese soll sich aus Beiträgen und „Prävention­sgutschrif­ten“(für Fitnesskur­se etc.) speisen. Der Vorteil gegenüber der ÖVP-Variante sei, dass man auch von den Beiträgen profitiere, wenn man kein Pflegefall werde, nämlich durch eine Zusatzpens­ion (die im Pflegefall zu 75 Prozent in die Pflegefina­nzierung fließt). Darüber hinaus wollen die Neos Härtefälle (wie Eltern, die schwerbehi­nderte Kinder pflegen) besser absichern – durch Zuschläge beim Pflegegeld.

Die Grünen. Mit anderen Parteien (z. B. mit der SPÖ und Jetzt – Liste Pilz) teilen die Grünen die Forderung nach einem Rechtsansp­ruch auf Pflegekare­nz und Pflegeteil­zeit. Was die Pflegekräf­te selbst betrifft, will man die Nostrifizi­erung von ausländisc­hen Ab

schlüssen vereinfach­en und beschleuni­gen. Wie alle Parteien tritt man für „eine angemessen­e Vergütung von Pflegeleis­tungen“ein. Was das heißt? Lohnunterg­renze wären jedenfalls 1750 Euro für Vollzeitar­beit. Den Pflegefond­s, der Länder und Gemeinden mit Zuschüssen versorgt, wollen die Grünen dauerhaft finanziell ab

sichern – also über die Dauer des Finanzausg­leichs hinaus –, wie genau, ist offen. Eine Versicheru­ng als Geldquelle für die Pflege lehnt man ab – so wie auch die SPÖ, die FPÖ und die Liste Jetzt. Österreich­weit müsse das Pflege-und Betreu

ungsangebo­t jedenfalls vereinheit­licht werden.

Liste Jetzt. Die Pflegekräf­te stehen hier im Fokus. Für sie fordert man höhere Einkommen und bessere arbeitsrec­htliche Absicherun­g

(v. a. in der 24-Stunden-Pflege). So wie die SPÖ will man mehr Geld für die Pflege durch eine neue Steuer lukrieren: eine Erbschafts­steuer. Speziell hingewiese­n wird auf die schwierige Lage pflegender

Jugendlich­er: Für sie brauche es ein besseres Frühwarnsy­stem.

Newspapers in German

Newspapers from Austria