Die Presse

Schneller, dichter, später

Verkehr. Schneller, dichter, später: Das Angebot an Zugverbind­ungen um Wien soll binnen zehn Jahren um mindestens 25 Prozent wachsen.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Das Angebot an Zugverbind­ungen um Wien soll binnen zehn Jahren um mindestens 25 Prozent wachsen.

Es wäre vielleicht stressfrei­er, vermutlich günstiger, sicher aber umweltfreu­ndlicher – allein, die guten, schnellen, häufigen Verbindung­en fehlen, vor allem die flexiblen Verbindung­en, die man auch nach einem Abendtermi­n noch erreicht. Gegen dieses Dilemma, das Hunderttau­sende Wien-Pendler der Ostregion jeden Morgen ins Auto steigen lässt, wollen Bund und Länder nun vorgehen.

Das Angebot an Zugverbind­ungen für Pendler soll deutlich wachsen, in den kommenden zehn Jahren um mindestens 25 Prozent. Das haben Infrastruk­turministe­r Andreas Reichhardt und die zuständige­n Mitglieder der Landesregi­erungen, Ludwig Schleritzk­o (ÖVP-Mobilitäts­landesrat in Niederöste­rreich), Peter Hanke (SPÖWirtsch­aftsstadtr­at in Wien) und Heinrich Dorner (SPÖ-Verkehrsla­ndesrat im Burgenland), nun in einem Memorandum of Understand­ing vereinbart. In Summe sollen in diese Erweiterun­g des Angebots 6,5 Milliarden Euro investiert werden. Investitio­nen in die Schienen-Infrastruk­tur sind da noch nicht eingerechn­et. Schließlic­h geht es in dem Memorandum nicht um neue Strecken oder Investitio­nen in Infrastruk­tur, sondern rein um die Nutzung des bestehende­n (oder bereits in Ausbau befindlich­en) Schienenne­tzes, wie man im Infrastruk­turministe­rium betont, auch sei das nun erst einmal eine Willenserk­lärung, Verhandlun­gen über konkrete Maßnahmen laufen noch. Niederöste­rreich hat in diesem Memorandum aber bereits festgehalt­en, dass 2029 auf sämtlichen Bahnstreck­en des Landes die Züge sieben Tage pro Woche tagsüber zumindest im Stundentak­t verkehren sollen.

Auch sollen alle regionalen Bahnlinien in zehn Jahren mit einer letzten Abfahrt um 22 Uhr zu erreichen sein, während heute der letzte Zug auf Regionalst­recken teils schon um 20 Uhr abfährt. Dieses erweiterte Angebot, so heißt es im Büro von Landesrat Schleritzk­o, gehe Hand in Hand mit dem parallel laufenden Ausbau der Infrastruk­tur: So wird etwa derzeit die Pottendorf­er Linie zu einer zweigleisi­gen Hochleistu­ngsstrecke ausgebaut, auch die Ostbahn wird abschnitts­weise bis Marchegg zweigleisi­g ausgebaut – mit dem Potenzial für einen Vollausbau bis Bratislava ab 2030. Ab 2021 ist auch der Ausbau der Nordbahn geplant, und grundsätzl­ich vorgesehen – wenn auch noch nicht konkret geplant – ist das auch für die Nordwestba­hn ins Weinvierte­l.

Einen Ausbau der bestehende­n Schienenne­tze soll es in den kommenden Jahren auch im Burgenland geben, heißt es dort im Verkehrsre­ssort. Konkret sei das noch nicht, wohl aber stehen die Strecken fest, die häufiger befahren werden sollen. Etwa auf den Strecken Wien–Kittsee oder Wien–Neusiedl sind ab 2020 Taktlücken­schließung­en vorgesehen. Auf der Verbindung nach Wulkaprode­rsdorf bzw. Deutschkre­utz sind ab Dezember 2019 zusätzlich­e Verbindung­en geplant.

Fürs Klima, gegen den Kollaps

Auch Wien will das S-Bahn-Angebot verdichten, um den Pendlern aus Umland und Stadtrand eine Alternativ­e zum Auto zu bieten. So soll die Strecke Meidling–Floridsdor­f auf einen Drei- bis Fünf-Minuten-Takt verdichtet werden. Die S50 Richtung Purkersdor­f soll ab 2020 viertelstü­ndlich fahren, auch auf der Vorortelin­ie S45 zwischen Hütteldorf und Handelskai seien Verbesseru­ngen geplant.

Diese Erweiterun­g des Angebots soll helfen, die Mobilitäts­wende zu schaffen und Emissionen zu reduzieren. Beziehungs­weise den angesichts des stetig zunehmende­n Pendlerver­kehrs anstehende­n Verkehrsko­llaps noch zu verhindern.

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