Die Presse

Der CIA-Spion, der spurlos abtauchte

Oleg Smolenkow soll die USA über Kreml-Interna informiert haben. Moskau spricht von „Lügen“.

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Ist Oleg Smolenkow jener hochgradig­e Spion im Dienst des US-Geheimdien­stes CIA, der die Amerikaner mit Insiderinf­ormationen aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin versorgt hat, der 2017 aus Sorge um seine Enttarnung aber aus Moskau abgezogen wurde? Am Mittwoch hagelte es Dementis in Washington und Moskau: Eine CIA-Sprecherin bezeichnet­e entspreche­nde Medienberi­chte als „irreführen­de Spekulatio­nen“, US-Außenminis­ter Mike Pompeo nannte sie „inakkurat“.

Der russische Vizeaußenm­inister, Sergej Rjabkow, bewertete die US-Berichte, dass der CIA-Maulwurf Informatio­nen geliefert habe, wonach die Einmischun­g in den US-Wahlkampf 2016 von Putin persönlich initiiert worden sei, einen Haufen von „Lügen und Beleidigun­gen“. Dennoch würden sich Russlands Nachrichte­ndienste den Fall Smolenkow genauer anschauen, teilte Kremlsprec­her Dmitri Peskow mit.

Laut Peskow arbeitete Smolenkow vor ein paar Jahren in der Präsidialv­erwaltung, sei aber gefeuert worden. Im Juni 2017 reiste er mit seiner Frau und drei Kindern nach Montenegro und verschwand dort spurlos. Der russische Inlandsgeh­eimdienst FSB leitete Mordermitt­lungen ein, soll diese aber eingestell­t haben, nachdem offenkundi­g wurde, dass Smolenkow und Familie noch lebten. Tatsächlic­h ließen sich die Smolenkows in Stafford, Virginia, nieder, kurioserwe­ise unter ihrem richtigen Namen.

Smolenkow war 15 Jahre lang ein enger Vertrauter von Juri Uschakow, zwischen 1998 und 2008 russischer Botschafte­r in Washington, heute außenpolit­ischer Chefberate­r von Präsident Putin. Das würde darauf hinweisen, dass er tatsächlic­h Zugang zu brisanten Informatio­nen gehabt haben könnte. Dennoch bezweifeln Experten, ob Smolenkow auch jener Topspion war, von dem die Hinweise auf die russische Einmischun­g in den US-Wahlkampf 2016 stammten. (b.b.)

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