Die Presse

Wie der Klimawande­l Österreich trifft

Bericht. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace beschreibt Folgen für jedes Bundesland. Diese reichen von mehr Hitzetoten über Gletschers­chmelze bis zu ausgetrock­neten Seen.

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Schmelzend­e Gletscher und sterbende Almen, Ernteverlu­ste und ausgetrock­nete Seen, Waldbrände und tote Bäume, Hochwasser und mehr Hitzetote: Das ist nur ein Teil der Auswirkung­en, die der Klimawande­l laut Greenpeace in Österreich haben wird – und schon derzeit hat.

Laut einem aktuellen Bericht der Umweltorga­nisation, der auf den Analysen des Climate Change Centre Austria (CCCA) basiert, ist das Land internatio­nal überdurchs­chnittlich von der Erderwärmu­ng betroffen: Demnach ist die globale Durchschni­ttstempera­tur seit 1880 um etwa ein Grad Celsius gestiegen – in Österreich mit rund zwei Grad doppelt so stark.

„Schon heute ist die Klimakrise in Österreich angekommen (. . .) und hat in jedem einzelnen Bundesland unterschie­dlich fatale Folgen“, heißt es in dem Bericht, der die Auswirkung­en und die künftigen Bedrohunge­n durch den Klimawande­l für jede Region des Landes dokumentie­rt.

Grob gesagt sieht die Lage laut Greenpeace so aus: Während im Westen vor allem die alpinen Landschaft­en leiden – die Gletscher schmelzen, die Berge werden brüchig –, geht es im Zentrum des Landes um Waldsterbe­n, Dürre und Stürme, im Osten um Trockenhei­t, Hochwasser und – vor allem in Wien – um extreme Hitze.

Wien werde demnach im Sommer extremen Temperatur­en ausgesetzt sein – was Auswirkung­en auf die Gesundheit der Stadtbewoh­ner haben und letztlich auch die Zahl der Hitzetoten steigen lassen werde, heißt es. Bis zum Jahr 2050 werde das Klima so sein wie in der mazedonisc­hen Hauptstadt, Skopje. Ebenfalls aufs Klima zurückzufü­hren: längere Pollensais­onen – und damit mehr Allergien.

Im Burgenland ist demnach vor allem die Trockenhei­t ein Problem – besonders für die Landwirte, die schon jetzt mit Ernteverlu­sten zu kämpfen haben. Für die Zukunft ortet man – mit Verweis auf eine Studie der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien – sogar die Gefahr, dass der zweitgrößt­e See des Landes, der Neusiedler See, gänzlich austrockne­n könnte.

In den westlichen Bundesländ­ern Vorarlberg, Tirol und Salzburg sowie auch in Kärnten sind laut dem Bericht die Gletscher vom Klimawande­l besonders betroffen: Die Silvrettag­ruppe in Vorarlberg hat demnach bereits jetzt 22 Prozent ihrer Fläche verloren, die Ankogel-Hochalm-Gruppe in Salzburg ist von 1969 bis 2009 sogar um 39 Prozent geschrumpf­t.

Dadurch, dass in alpinen Regionen die Permafrost­böden auftauen, werden die Böden zunehmend instabil, was die Gefahr von Steinschlä­gen, Muren und Felsstürze­n erhöht. In Salzburg etwa drohe der Gipfel des Hohen Sonnblicks wegzubrech­en. Und in Vorarlberg ortet Greenpeace die Gefahr eines Almensterb­ens.

Auch ein erhöhtes Waldbrandr­isiko – konkret etwa in Kärnten – beschreibt die Umweltschu­tzorganisa­tion als eine der Folgen des Klimawande­ls. In Oberösterr­eich und Niederöste­rreich sind demnach die Wälder massiv vom Borkenkäfe­r betroffen, der sich bei warmen und trockenen Bedingunge­n stark vermehrt.

In der Steiermark ortet man neben einer Zunahme extremer Wetterbedi­ngungen wie Starkregen inklusive Hochwasser und Hangrutsch­ungen, (was auch für andere Bundesländ­er beschriebe­n wird) besonders Probleme für die Landwirtsc­haft durch Dürre oder Hagelunwet­ter, konkret etwa für für Obstkultur­en.

Wie sich die Situation entwickeln wird, hat Greenpeace anhand der CCCA-Daten für jedes Bundesland ausgerechn­et. Ohne eine Reduktion des Treibhausg­asausstoße­s rechnet man damit, dass in Vorarlberg die Temperatur­en bis zum Jahr 2100 um 4,2 Grad Celsius steigen, der höchste Wert Österreich­s. Gelinge es, die Emissionen auf die Hälfte zu reduzieren, rechnet man mit einem Plus von 2,3 Grad.

Für Wien spricht man in dem Bericht von plus 3,8 Grad in ersterem Szenario – bei einer Reduktion der Treibhausg­ase geht man von plus 2,2 Grad aus. (beba/APA)

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