Wie man am Arbeitsmarkt vorbeistudiert
Techniker sind gefragt – und stellen an den Unis eine kleine Minderheit.
V on der jährlichen Bildungsstudie der OECD („Education at A Glance“) bleiben meistens populistisch verwertbare Aussagen und No-na-Statements hängen. In diesem Jahr etwa die Lehrergehälter und die nicht rasend neue Tatsache, dass tertiäre Bildung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht.
Die wahren Schmankerln findet man etwas tiefer im Werk. Etwa das von der OECD beklagte Faktum, dass im Schnitt weniger als 15 Prozent der Studienanfänger technische Studienrichtungen wählen und sich weniger als fünf Prozent für Informationstechnologie entscheiden.
Und: Nur ein Viertel dieser ohnehin kleinen Gruppe sind Frauen. Damit haben wir gleich einmal eine Erklärung für den viel beklagten Gender-Pay-Gap auch auf akademischer Ebene. Denn Absolventen der genannten Studienrichtungen werden wirklich verzweifelt gesucht und können mit relativ hohen Einstiegsgehältern rechnen.
Und wir beginnen damit auch zu ahnen, wieso Länder wie Österreich und Deutschland in Sachen Digitalisierung und Zukunftstechnologien im globalen Wettbewerb immer weiter zurückfallen. Hierzulande sind die Zahlen ja noch bedrückender, denn der OECD-Schnitt wird von technikaffinen Ländern wie Südkorea recht stark nach oben getrieben. W ir haben es also mit einer gewaltigen Fehlallokation im Bildungssystem zu tun. Eine, die sich in einer Gesellschaft mit freier Bildungswahl schwer korrigieren lässt, weil sie ja gesellschaftliche Gründe hat: Die Stimmung ist in Mitteleuropa ausgesprochen technikfeindlich. Technik, bekommt man ja schon in der Schule – dort, wo es noch immer schick ist, in Mathematik eine „Flasche“zu sein – vermittelt, ist das Teufelszeug, das die Umwelt verschmutzt und das Klima zerstört.
Über Jahrzehnte aufgebaute gesellschaftliche Strömungen sind schwer zu korrigieren. Insofern sieht es für die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht sehr gut aus. Aber wer braucht schon Wettbewerb . . .