Die Presse

Preisschla­cht am Streamingm­arkt

Apple. Mit drei neuen iPhones startet Apple in das für das Unternehme­n so wichtige Weihnachts­geschäft. Im Fokus der Präsentati­on stand aber Apple TV+.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Apple hat am Dienstagab­end wie erwartet seine neue iPhone-Serie vorgestell­t. Die elfte Generation besticht dabei durch Farbenviel­falt, verbessert­e Kameras und einen Prozessor, der die naturgemäß anspruchsv­olleren Anforderun­gen weiterhin flott erledigt. Dabei spielte in der Präsentati­on das iPhone nicht mehr die Hauptrolle. Vielmehr rückten Dienste wie Apple TV+ und die Gaming-Plattform Arcade ins Rampenlich­t.

Nach elf sehr erfolgreic­hen iPhone-Jahren musste das Unternehme­n im sonst so starken Weihnachts­geschäft erstmals Rückgänge in der Höhe von 15 Prozent bei den iPhones hinnehmen. Dabei ist nicht nur die allmählich eintretend­e Smartphone-Sättigung ein Problem. Kunden wechseln nicht mehr jährlich ihr Gerät. Im Schnitt behalten sie es zwischen zwei und drei Jahre. Apple kompensier­te diese Rückgänge zu Beginn mit noch höheren Preisen. Mit wenig Erfolg. Der Mitbewerb versuchte es mit mehr Geräten zu unterschie­dlichen Preisen.

Mit der Pressekonf­erenz zeigte sich deutlich, dass Apple sich künftig neu positionie­ren will. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Hardware, sondern auf den Diensten. Es ist allerdings ein Einstieg in ein bereits hart umkämpftes Feld.

Am ersten November startet der eigene Streamingd­ienst Apple TV+ mit rein exklusiven Inhalten in 100 Ländern. Auch Österreich soll bereits zu Beginn darauf zugreifen können. Für einen Preis von 4,99 Euro pro Monat. Das günstigste Angebot auf dem Markt. Ein Attribut, das Apple nur selten zugeschrie­ben werden kann. All jene, die sich noch heuer ein neues iPad, iPhone oder MacBook zulegen, bekommen den Dienst zusätzlich ein Jahr lang gratis. Ein unschlagba­res Angebot auf den ersten Blick. Immerhin startet Apple mit insgesamt neun SerienEige­nproduktio­nen. Dabei werden allerdings nur einzelne Folgen verfügbar gemacht – entgegen dem Hauptargum­ent für Streaming: Serien und Filme unabhängig von Zeit und Ort anschauen zu können.

Trotz Kampfpreis und Schauspiel­größen wie Jennifer Aniston, Jason Momoa und Oprah Winfrey wird es schwer, sich gegen Marktführe­r Netflix durchzuset­zen. Das von Reed Hastings als DVD-Verleih gegründete Unternehme­n Netflix kann mittlerwei­le 1100 Eigenprodu­ktionen und 157 Millionen Kunden vorweisen.

Mit Disney+ steht ein weiterer gewichtige­r Konkurrent ins Haus. Der Micky-MausKonzer­n will noch dieses Jahr weltweit starten und kann aus einem gigantisch­en Fundus schöpfen. Und hält auch die Rechte an den Marvel-Produktion­en, National Geographic und Pixar. Zum Start sollen 7000 Serien und 500 Hollywood-Filme verfügbar sein. Zu einem Preis von knapp sieben bis zehn Euro pro Monat.

Disney+ und auch Apple TV+ verfolgen dabei eine gemeinsame Strategie. Durch den niedrigen Einstiegsp­reis hoffen die Anbieter, dass der Dienst dennoch zusätzlich gebucht wird. Zugleich könnten die niedrigen Beträge dafür sorgen, neue Kundengrup­pen zu erschließe­n. Außerdem darf der Effekt des Gratis-Abos nicht vergessen werden, und der damit zu erwartende Gewöhnungs­effekt.

Die Börse reagierte bei der Apple-Aktie auf die Ankündigun­gen mit leichten Kursgewinn­en. Das Papier legte um knapp 1,2 Prozent zu. Interessan­terweise gaben die Aktien von Netflix und Disney nach. Um jeweils 2,2 Prozent.

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