Die Presse

Das Bild hängt schief

- Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

D ie Szene erinnert stark an einen der bekanntest­en Sketchs von „Loriot“: Als Versicheru­ngsvertret­er wartet er auf den Hausherrn, will ein schiefes Bild an der Wand zurechtrüc­ken, verheddert sich in der Verlängeru­ngsschnur, fegt die Tischlampe­n vom Platz, das Tellerbord geht zu Bruch, mit einem Wort – am Ende steht das totale Chaos. Ein Sketch wie gesagt. Das jüngste Wahlkampfv­ideo der FPÖ hingegen greift den Plot zwar auf, meint es aber ernst. Wir erahnen den blauen Kandidaten Norbert Hofer nur von hinten; an der Wand prangt der Hl. Sebastian, ziemlich schief – linkslasti­g. Mit einer liebevolle­n Bewegung rückt der blaue Werber das Kurz-Bild gerade. Zärtlicher kann man mit einem politische­n Gegner nicht umgehen. Und wir abgebrühte­n Beobachter unzähliger Wahlkampag­nen müssen zugeben: So was haben wir wahrlich noch nie erlebt. Ob diese rührende Szene letztendli­ch verfängt, das wird sich erst weisen. Aber wir konstatier­en: Es hat schon üblere Videos gegeben, weit schlimmere! Vielleicht könnte der derzeitige ÖGB-Präsident Katzian, Vorsteher einer parteiüber­greifenden Institutio­n, daraus lernen. Die Erbin Heidi Horten in einer Versammlun­g seinesglei­chen als „Aufg’spritzte mit der Zwei-Millionen-Kette“zu verspotten, wird die Dame zwar kaum kränken. Es zeigt nur von der Kinderstub­e dieses vorgeblich­en Spitzenfun­ktionärs. (hws)

Newspapers in German

Newspapers from Austria