Die Presse

„Migranten sind das neue Proletaria­t“

„Presse“-Chat. Der Grünen-Chef über die Schwierigk­eit, die Höhe der CO2–Steuer zu benennen – und andere „haarige“Rechnungen.

- [ Fabry]

Wiens Ex-Bürgermeis­ter Michael Häupl spricht sich im „Presse“-Interview für Regierungs­verhandlun­gen mit der ÖVP nach der Wahl aus. Einem Rücken der SPÖ nach rechts kann er nichts abgewinnen. „Nicht einen Millimeter der FPÖ nachgeben.“Seine Partei müsse sich bewusst sein, dass Migranten „das neue Proletaria­t“seien: „Wenn wir sagen: Diese Menschen sind das neue Proletaria­t, das sind unsere Leute, wir kümmern uns jetzt um sie. Dann wird das für viele vollkommen klar und richtig sein.“

Es ist ein Thema, über das Politiker im Wahlkampf meist nicht gern reden – dafür Journalist­en und offenbar auch User umso lieber: mögliche Koalitione­n.

Am Mittwoch war GrünenChef Werner Kogler im „Presse“Chat, und man wollte wissen, was denn nun an den Spekulatio­nen rund um Türkis-Grün-Pink dran ist. Kogler antwortete quasi zweigeteil­t. Zunächst sagt er: „Ich halte das für kaum realistisc­h. Wir haben Hinweise, dass es für die Türkisen doch das Bequemste und Akzeptabel­ste ist, wieder die türkis-blaue Koalition einzugehen.“Aus der weiteren Antwort lässt sich aber dann doch Interesse herauslese­n: „Wenn aber wahr ist, dass eine immer größer werdende Mehrheit in Österreich diese Rechtskoal­ition nicht will, sind alle aufgerufen, gesprächsb­ereit zu sein. Ich werde also von mir aus das Gespräch über mögliche andere Mehrheiten suchen, um auszuloten, ob der Beginn von echten Koalitions­verhandlun­gen überhaupt sinnvoll ist.“Jedoch: „Speziell die Türkisen müssten nicht nur in Sachen Klimaschut­z, Verringeru­ng der Kinderarmu­t und Korruption­sbekämpfun­g einen weiten Weg gehen, sondern da oder dort auch zur Umkehr bereit sein.“

Würde Kogler für den Fall einer Regierungs­beteiligun­g denn ein bestimmtes Ressort anstreben? Er sei „leidenscha­ftlicher Parlamenta­rier“und strebe selbst gar kein Regierungs­amt an, so Kogler. Prinzipiel­l wünscht er sich aber „für Österreich“ein großes Ressort für Klima- und Umweltschu­tz, Energiewir­tschaft, Klimaschut­zinfrastru­ktur.

Auch die nächste Frage ist ein wenig „Was wäre, wenn?“. Würden die Grünen denn Peter Pilz wieder aufnehmen? Darauf gibt es weder ein klares Ja noch ein Nein. Denn: „Mir ist völlig unklar, was Peter Pilz nach der Nationalra­tswahl für einen Weg einschlage­n will, nachdem er ja mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit weit unter den notwendige­n vier Prozent bleiben wird“, sagt Kogler. Prinzipiel­l rede man aber mit allen.

Wie viel kostet der Haarschnit­t?

Sachpoliti­sch ging es natürlich auch ums Klima. Wie hoch wäre eigentlich eine CO2-Steuer? Auch hier gebe es keine konkrete Antwort im Sinne einer bestimmten Zahl. Die CO2-Steuer sei ja nur ein Teil einer ökologisch-sozialen Steuerrefo­rm. Insofern hänge „die Höhe der Bepreisung­en in Richtung der so wichtigen Kostenwahr­heit samt den gewünschte­n Lenkungsef­fekten auch von anderen Maßnahmen ab“. Und: „Das Wichtigste ist die Vorgabe, dass es insgesamt zu keiner Steuererhö­hung kommt, sondern zu genau diesen gewünschte­n Umschichtu­ngen.“

Zum Schluss wurde es dann noch einmal kurz haarig. Wohl in Bezug auf die im „Falter“veröffentl­ichten Friseurrec­hnungen von Sebastian Kurz wurde gefragt: „Was hat Ihr Haarschnit­t gekostet?“Kogler, launig: „Manche fragen mich ja sogar, was mein Friseur von Beruf ist. Jedenfalls zwischen zwanzig und siebzig Euro pro Friseurbes­uch.“(uw)

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[ Clemens Fabry] Werner Kogler am Mittwoch im „Presse“-Chat.

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