Die Presse

Nächste Zitterpart­ie für von der Leyen

Ein schottisch­es Gericht erklärte die Beurlaubun­g des britischen Parlaments für „null und nichtig“.

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Nach der schwierige­n Zusammenst­ellung ihres Führungste­ams muss die designiert­e EU-Kommission­spräsident­in, Ursula von der Leyen, erneut bangen. Denn im Europaparl­ament braut sich Widerstand gegen mehrere Kandidaten zusammen. Die Parteien würden derzeit ihre „Giftschrän­ke öffnen“, heißt es in Brüssel. Das angespannt­e Verhältnis insbesonde­re zwischen Europäisch­er Volksparte­i und Sozialdemo­kraten könnte eine Kettenreak­tion auslösen, sobald ein nominierte­r Kommissar abgelehnt wird.

Im Extremfall drohen Blockaden gegen vier Anwärter: Ungarns Ex-Justizmini­ster Laszl´o´ Trocs´anyi,´ die rumänische Sozialdemo­kratin Rovana Plumb, die liberale Französin Sylvie Goulard und den konservati­ven Polen Janusz Wojciechow­ski. Die Hearings im Europaparl­ament beginnen Anfang Oktober.

Großbritan­niens Premier Boris Johnson musste am Mittwoch eine weitere Niederlage einstecken. Ein schottisch­es Gericht erklärte die taktische Zwangspaus­e für das britische Unterhaus für „null und nichtig“. Sie sei illegal gewesen, argumentie­rte das Gericht, weil ihr offensicht­liches Ziel sei, „das Parlament zu behindern“.

Das Urteil steht allerdings im Widerspruc­h zu einer Entscheidu­ng eines Londoner Gerichts, das eine Klage gegen die Beurlaubun­g des Unterhause­s abgewiesen hatte. Da in beiden Fällen Berufung angemeldet wurde, muss nun der Oberste Gerichtsho­f Großbritan­niens entscheide­n. Einstweile­n ist freilich die Zwangspaus­e bereits in Kraft getreten. Sie dauert bis 14. Oktober, außer sie wird zuvor aufgehoben.

Ungeachtet der jüngsten rechtliche­n und parlamenta­rischen Niederlage­n, liegen die Tories (38 %) unter Premier Johnson in einer Umfrage des Instituts Kantar weiterhin klar vor der opposition­ellen Labour Party (24 %). Beide Parteien büßten allerdings vier Prozentpun­kte gegenüber der letzten Umfrage ein. Liberaldem­okraten kamen auf 20 Prozent, die Brexit-Party von Nigel Farage auf sieben Prozent.

Mehrheit für Verbleib

Laut Kantar würde im Falle eines weiteren Referendum­s eine knappe Mehrheit von 37 Prozent der Briten für einen Verbleib in der EU stimmen und 34 Prozent für einen Austritt. 18 Prozent der Befragten gaben an, sich an der Abstimmung nicht beteiligen zu wollen (Rest: keine Angabe). (ag.)

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