Die Presse

Paris will Facebook-Geld stoppen

Pläne des US-Konzerns zur Schaffung einer Digitalwäh­rung namens Libra erwecken immer mehr Widerstand. In Brüssel fürchtet man auch um den Schutz der Benutzerda­ten.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Die Regierunge­n der beiden größten Volkswirts­chaften der EU haben sich dieser Tage für ein Verbot der geplanten Digitalwäh­rung Libra des Internetko­nzerns Facebook ausgesproc­hen. „Ich möchte es mit aller Klarheit sagen: Unter diesen Bedingunge­n können wir die Entwicklun­g von Libra auf europäisch­em Boden nicht erlauben“, sagte Frankreich­s Finanzmini­ster, Bruno Le Maire, am Donnerstag in Paris.

Sein deutsches Pendant, Finanzmini­ster Olaf Scholz, hatte seine Ablehnung vor einer Woche folgend formuliert: „Die Herausgabe einer Kryptowähr­ung muss eine Angelegenh­eit von Staaten und Zentralban­ken sein. Das kann nicht privatwirt­schaftlich organisier­t werden.“

Vor dem Sommer hatte Facebooks Gründer und Vorstandsc­hef, Mark Zuckerberg, die Schaffung eines Konsortium­s von 28 Unternehme­n (darunter Mastercard, Visa, Paypal, eBay und Uber) angekündig­t, welche unter der Leitung von Facebook bis Juni 2020 eine digitale Währung kreieren sollen. Dieses digitale Geld soll von den weltweit rund 2,4 Milliarden Nutzern der sozialen Plattform für die Bezahlung von allerlei Waren und Diensten verwendet werden können. Um jene Flatterhaf­tigkeit und Unzuverläs­sigkeit zu vermeiden, welche viele der bereits im Umlauf befindlich­en Cyberwähru­ngen plagen, soll Libra durch einen Korb an Einlagen und Anleihen abgesicher­t werden.

Doch Details über diesen Korb an Sicherheit­en erwarten die Finanzmark­taufseher in Europa und anderswo seither ebenso vergeblich wie Libras Pläne, sich den Vorschrift­en zur Bekämpfung von Geldwäsche, Steuerhint­erziehung, Datenschut­z sowie sämtlichen Gesetzen zu unterwerfe­n, die für herkömmlic­he Betreiber von Zahlungssy­stemen gelten. Selbst in der Schweiz, wo sich das Konsortium gesellscha­ftsrechtli­ch etabliert hat, pfeift der FacebookWä­hrung ein scharfer Wind entgegen. Für Risken, die jenen von Banken entspreche­n, würden auch die für Banken geltenden regulatori­schen Anforderun­gen gelten, teilte die eidgenössi­sche Finanzmark­taufsichts­behörde dieser Tage mit. Zudem müssten die Risken, die mit diesem digitalen Zahlungsmi­ttel verbunden wären, ausschließ­lich von den Konsortial­betreibern getragen werden; sie dürften nicht auf die Benutzer der digitalen Libra-Münzen abgewälzt werden. Das würde die Profitabil­ität von Libra naturgemäß bedeutsam schmälern. Auch die Europäisch­e Bankenaufs­icht warnte davor, dass privat betriebene Zahlungssy­steme in ein „schwarzes Loch“fielen.

In Brüssel blicke man vor allem mit Sorge auf den Schutz der Daten der Libra-Benützer, hieß es gegenüber der „Presse“aus der Europäisch­en Kommission. Auch hier beklagt man die Schweigsam­keit des Konsortium­s. „Wir haben einfach nicht die nötige Informatio­n“, sagte eine Kommission­ssprecheri­n am Donnerstag.

Die politische Großwetter­lage ist jedenfalls nicht zugunsten von Libra. Denn Margrethe Vestager, die bisherige Wettbewerb­skommissar­in, die bereits detaillier­te Fragebögen an die Teilnehmer des Libra-Konsortium­s geschickt hat, wird in der neuen Kommission zur Vizepräsid­entin aufgewerte­t und damit beauftragt, Europas digitale Zukunft vorzuberei­ten. Vor allem solle sie „unsere digitale Souveränit­ät“stärken, sagte die designiert­e Kommission­spräsident­in, Ursula von der Leyen, am Dienstag in Brüssel bei der Vorstellun­g ihrer E´quipe.

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[ Reuters ]
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