Jede neue Eiszeit weckt immer zuerst alte Sorgen
Eishockey. Beim Ligastart gelten Salzburg und Wien als Kontrahenten von Titelverteidiger KAC. Laut wird auch Kritik an Modus und Legionären, dabei befinden sich „Transferkartenspieler“, rein statistisch gesehen, bereits im Rückzug.
Österreichs neue Eishockeysaison startet und wird vor dem ersten Bully schon von alten Fragen eingeholt. Sind elf statt dreizehn Legionären, Pardon: Transferkartenspielern, nicht immer noch zu viel? Ist eine Liga, die nach dem Rückzug von Zagreb mit elf Klubs das Auslangen finden muss, sinnvoll? Ist die Sinnfrage rund um alle Referees nach dem Final-Eklat beantwortet worden, oder feiern die Unparteiischen weiterhin mit Cracks im gleichen Lokal?
Was notorische Nörgler und Besserwisser jedoch bei ihren Kritiken stets übersehen, ist der Umstand, dass in den nunmehr 19 vergangenen Jahren eine funktionierende Liga erwachsen ist. Nicht nur vier Klubs spielen um den Titel, sondern elf, aus vier Ländern, an 75 Spieltagen. Ein zwölfter Verein soll 2021 einsteigen. Wer, darüber hüllt man sich zwar in Schweigen, aber alle träumen ganz offen von Feldkirchs Rückkehr.
Seit dem Jahr 2000 sind insgesamt 16,5 Millionen Zuschauer in die Eishallen gepilgert, vergangene Spielzeit waren es 1,102 Millionen. Die Vienna Capitals avancierten in Wien sogar zur Nummer zwei hinter Rapid, der Puck ist längst nicht mehr nur salonfähig. Den Werbewert der Erste-Bank-Liga schmückt das ungemein, er ist auf 60 Millionen Euro angestiegen.
Einfallsreichtum ist aber gefragt, um die ungleiche Klubanzahl zu kompensieren. Die Pick-Round bestreiten also nur die fünf besten Klubs, die aus dem Grunddurchgang 4-2-1-0-0 Bonuspunkte mitnehmen. In der Qualifikationsrunde spielen die restlichen sechs Vereine drei Plätze für das Viertelfinale aus. An der eigentlichen Ausgangslage ändert es gar nichts: Titelverteidiger KAC, Salzburg und die Capitals, die heute in Graz (19.15 Uhr, Sky) die Saison eröffnen, sind die klaren Favoriten.
Dieses Trio könnte auch alle chauvinistisch veranlagten Kritiker (aus statistischer Sicht) vorerst verstummen lassen. Rotjacken und und Rote Bullen spielen mit jeweils sieben Legionären, Wien stellt 15 Österreicher im 26-MannKader – davon sind zehn Wiener. Ob sie in entscheidenden Situationen auf dem Eis stehen werden?
In Wien läuft bereits eine Akademie, jetzt will auch Salzburg dieses Modell einführen. Allerdings, Anleihe nimmt man bei der eigenen Fußballabteilung. Deren Leistungszentrum erfüllt alle internationalen Standards, umsetzen soll diesen Wandel Matt McIlvane. Der Amerikaner, 33, stellt klar: „Ich weiß, wie man ein Team aufbaut. Wir wollen die Imports reduzieren und unsere Akademie nutzen.“
Neben Österreichs Liga starten die Spielbetriebe in der Schweiz (National League), in Schweden (SHL) und Tschechien (Extraliga). Sieben A-Cracks spielen bei den Eidgenossen, Konstantin Komarek stürmt für Malmö – und Andre´ Lakos, 40, nimmt für Kladno seine 21. Saison unter den Schläger. Der Verteidiger-Oldie träumt mit den „Rittern“vom Klassenerhalt. Die Gunst der Fans ist Kladno, 25 Kilometer von Prag entfernt, dank Jagr,´ 47, gewiss. Die Puck-Legende ist auch der Klubeigentümer.