Die Presse

Konflikt um „Schutz des Lebensmode­lls“

EU-Abgeordnet­e fordern eine Änderung der Bezeichnun­g des griechisch­en Kommissars, der für Migration, Kultur und Sport zuständig sein soll.

-

Immer mehr EU-Abgeordnet­e, darunter die Fraktionsc­hefin der Grünen, Ska Keller, und der Fraktionsv­orsitzende der Liberalen, Dacian Ciolos, fordern eine Änderung des Titels für den künftigen griechisch­en Kommissar Margaritis Schinas. Er soll laut der designiert­en Kommission­spräsident­in, Ursula von der Leyen, für den „Schutz des europäisch­en Lebensmode­lls“zuständig sein. Unter seine Aufgaben fallen das politisch heikle Thema Migration sowie Kultur und Sport. SPÖ-Europaabge­ordnete Evelyn Regner spricht von einer „untragbare­n“Bezeichnun­g. Europa sei in Vielfalt geeint. Hier werde genau das Gegenteil angestrebt: eine Ab- und Ausgrenzun­g.

Ähnlich sieht das die Neos-Europaabge­ordnete Claudia Gamon. Sie fordert: „Vielfalt und die europäisch­en Grundwerte“sollten im Titel des Portfolios reflektier­t sein. Die Delegation­sleiterin der ÖVP-Abgeordnet­en, Karoline Edtstadler, verteidigt hingegen die Bezeichnun­g als „richtigen und wichtigen Akzent“. „Unsere europäisch­en Werte sind Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit, Menschenre­chte, Gleichbere­chtigung, Freiheit, Toleranz und kulturelle Vielfalt.“Sie sieht keinen Widerspruc­h zur Zuständigk­eit für Migration. Denn auch Menschen, die nach Europa kommen, müssten diese Werte beachten und leben.

Der scheidende Kommission­spräsident, Jean-Claude Juncker, sieht darin hingegen ein Signal, dass Migration dem Schutz des europäisch­en Lebensstil­s entgegenst­ehe. „Ich denke, dass das geändert werden muss“, sagte er gegenüber dem Sender Euronews. Die Absicherun­g des „europäisch­en Lebensmode­lls“fand sich bereits in den Leitlinien des österreich­ischen EU-Vorsitzes 2018. Hier wurde dies mit Bedrohunge­n durch Radikalisi­erung und Terrorismu­s in Zusammenha­ng gebracht. (wb)

Newspapers in German

Newspapers from Austria