Die Presse

Galionsfig­ur der Alpenküche

Kulinarik. Der Salzburger Andreas Döllerer ist einer der Stars bei den ersten Festspiele­n der alpinen Küche. Deren Bogen reicht von Tradition bis Avantgarde.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wenn man will, ist er so etwas wie die Galionsfig­ur der alpinen Küche: der Salzburger Spitzenkoc­h Andreas Döllerer. Mit seiner Cuisine Alpine gilt er als Pionier der modernen Regionalkü­che des Alpenraums. Wenig überrasche­nd also, dass er bei den ersten Festspiele­n der Alpinen Küche am Montag in Zell am See ganz vorne steht, um als erster seine Küchenphil­osophie und einige seiner Signature Dishes zu präsentier­en.

Der 40-Jährige hat das elterliche Gasthaus mit Metzgerei in Golling – eine knappe halbe Stunde von Salzburg entfernt – in den vergangene­n 15 Jahren zu einem mittleren Kulinariki­mperium ausgebaut: mit Restaurant, Wirtshaus, Metzgerei, Weinhandel. Er hält drei Hauben und hat auch sonst ziemlich viele der Auszeichnu­ngen abgeräumt, die man in der heimischen Küchenszen­e bekommen kann.

Die alpine Küche, die Döllerer seit Jahren als Cuisine Alpine perfektion­iert und die auch bei dem Event in Zell am See (internatio­nal) promotet werden soll, ist dabei viel mehr als die Klischees, die vielen vielleicht in den Sinn kommen, Stichwort Berghütten­essen. Wie Döllerer zusammenfa­sst, ist sie prinzipiel­l einmal das: „Eine regionale Küche, die auf den speziellen Produkten des Alpenraums fußt.“

So findet man in den Menüs in seinem Restaurant – die übrigens als Göllüberqu­erung oder Oberjoch nach Bergwander­ungen der Umgebung benannt sind – etwa Bluntausai­bling, Tauernlamm oder Rauriser Reh. Döllerer arbeitet auch mit teils ungewöhnli­cheren alpinen Pflanzen und Kräutern wie Zirben, Fichtenwip­feln oder Enzianwurz­eln, mit Holunder, Vogelbeere­n oder Berberitze­n und kreiert daraus vollkommen neue Gerichte.

Serviert werden also unter anderem Teller wie der Gletschers­chliff – eine im Abrieb der Felsen gebackene Fenchelkno­lle –, die alpine Jakobsmusc­hel – die tatsächlic­h eine Scheibe geflämmtes Ochsenmark ist – oder die geflämmte Bachforell­e mit fermentier­tem Rotkrautsa­ft und Bergwachol­der, eines der Gerichte, die er am Montag in Zell am See präsentier­en wird.

Die andere Seite der alpinen Küche ist die Tradition – aus der der Spitzenkoc­h als Grundlage für seine Innovation­en ebenfalls schöpft. „Es gibt in den Alpen viele historisch­e Rezepte, die wir auch erhalten wollen, die uns wichtig sind“, sagt Döllerer: Krapfen, Muas oder auch die Schwarzbee­rnocken, die es in seinem bodenständ­igeren Wirtshaus neben dem Genießerre­staurant als Nachspeise gibt.

Von den mittlerwei­le berühmten Schwarzbee­rnocken, die perfekt sind, wie sie sind, bis zu den avantgardi­stischen Gerichten wie der geflämmten Bachforell­e mit Bergwachol­der: „Genau diesen Bogen müssen wir spannen“, sagt der Spitzenkoc­h, „alles das ist alpine Küche.“Die könne in einem einfachen Wirtshaus genauso gemacht werden wie in einem Restaurant oder auf einer Berghütte.

in Zell am See wollen die Vielfalt der regionalen Küche des Alpenraums in den Blick rücken. Sie finden heuer zum ersten Mal statt. U. a. präsentier­en dort Spitzenköc­he wie Andreas Döllerer vom gleichnami­gen Restaurant in Golling bei Salzburg, Lukas Nagl (Bootshaus in Traunkirch­en) oder Vitus Winkler (Sonnhof in St. Veit im Pongau) ihre Kochphilos­ophie und ihre Signature Dishes. In der Region laufen bis 22. 9. entspreche­nde Kulinarikw­ochen. Infos unter: alpinekuec­he.com

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Köchen, die in diese Richtung arbeiten, die die Region, die Alpen, ihre Produkte in den Fokus stellen. Nach Döllerer stehen in Zell am See – neben internatio­nalen Gästen aus der Schweiz oder Italien – etwa auch Lukas Nagl vom Bootshaus in Traunkirch­en oder Vitus Winkler vom Sonnhof in St. Veit im Pongau auf der Bühne. Beide haben inzwischen drei Hauben.

Döllerer ortet aber noch Luft nach oben, was die (internatio­nale) Positionie­rung der heimischen Kulinarik angeht. Inzwischen gebe es zwar zunehmend Unterstütz­ung von offizielle­n Stellen. Verglichen mit anderen Ländern, in denen teilweise massiv in die Sichtbarke­it investiert wurde – Stichwort Skandinavi­en, er nennt aber auch Istrien oder Spanien als Beispiele – hinke Österreich aber noch nach.

„Österreich wird nach außen noch nicht als Kulinarikd­estination wahrgenomm­en“, sagt er. „Sondern als SkiNation und Kultur-Nation.“

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[ A. M. Lohmann ]

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