Da hat uns Mario Draghi noch ein Ei gelegt
Der Club Med hat sich gegen den Stabilitätsblock erneut durchgesetzt.
E s muss ganz schön hoch hergegangen sein im donnerstägigen EZB-Rat: Dem Vernehmen nach waren zwölf der 25 Sitzungsteilnehmer gegen die von Noch-EZB-Chef Mario Draghi angestrebten weiteren Lockerungen der Geldpolitik. Ein beispielloser, aber gescheiterter Aufstand gegen „Super Mario“. Vorsichtshalber wurde gleich gar nicht abgestimmt.
„Mister Euro“hat uns also noch bei seinem Abgang ein unschönes Ei gelegt. Er hat den unseriös wirtschaftenden Euro-Regierungen eine weitere Atempause verschafft. Eine, die der Stabilitätsblock der Eurozone (zu dem sich diesmal auch Frankreich gesellt hat) bezahlen wird.
Die Message: Schuldenmachen und Reformfaulheit schlagen seriöses Wirtschaften. So gesehen war die Aussage des österreichischen Notenbankchefs, die weitere Lockerung sei „möglicherweise ein Fehler“, wohl die Untertreibung der Woche.
Das Problem ist, dass das nach der Finanzkrise von 2008 hochwirksame Instrumentarium aus Zinssenkung und Anleihekäufen längst ausgeleiert und weitgehend wirkungslos geworden ist. Bei der Droge, die Mario Draghi den EuroStaaten verabreicht hat, sind die Nebenwirkungen – etwa gefährliche Blasen auf den Aktien- und Immobilienmärkten – längst viel stärker als die beabsichtigte Wirkung des Medikaments.
Genau genommen hat dieser geldpolitische Mix sein Ziel – eine als gesund definierte Inflationsrate von nahe zwei Prozent – krachend verfehlt. Wenn eine Medizin sichtbar nicht wirkt, setzt man sie normalerweise ab und überlegt eine andere Therapie. Doktor Draghi sieht sein Heil dagegen in einer Erhöhung der Dosis. D ie vollkommen verrückte Finanzwelt, in der Schuldenmachen Geld bringt und Sparen zum Verlust desselben führt, wird uns also unnotwendigerweise noch eine Weile erhalten bleiben. Draghi hat seinen Politikerfreunden vom Club Med wieder einmal ein nettes Faulbett aufbereitet. Ob das die fragile Akzeptanz der Gemeinschaftswährung stärken wird?