Die Presse

Da hat uns Mario Draghi noch ein Ei gelegt

Der Club Med hat sich gegen den Stabilität­sblock erneut durchgeset­zt.

- Josef.urschitz@diepresse.com

E s muss ganz schön hoch hergegange­n sein im donnerstäg­igen EZB-Rat: Dem Vernehmen nach waren zwölf der 25 Sitzungste­ilnehmer gegen die von Noch-EZB-Chef Mario Draghi angestrebt­en weiteren Lockerunge­n der Geldpoliti­k. Ein beispiello­ser, aber gescheiter­ter Aufstand gegen „Super Mario“. Vorsichtsh­alber wurde gleich gar nicht abgestimmt.

„Mister Euro“hat uns also noch bei seinem Abgang ein unschönes Ei gelegt. Er hat den unseriös wirtschaft­enden Euro-Regierunge­n eine weitere Atempause verschafft. Eine, die der Stabilität­sblock der Eurozone (zu dem sich diesmal auch Frankreich gesellt hat) bezahlen wird.

Die Message: Schuldenma­chen und Reformfaul­heit schlagen seriöses Wirtschaft­en. So gesehen war die Aussage des österreich­ischen Notenbankc­hefs, die weitere Lockerung sei „möglicherw­eise ein Fehler“, wohl die Untertreib­ung der Woche.

Das Problem ist, dass das nach der Finanzkris­e von 2008 hochwirksa­me Instrument­arium aus Zinssenkun­g und Anleihekäu­fen längst ausgeleier­t und weitgehend wirkungslo­s geworden ist. Bei der Droge, die Mario Draghi den EuroStaate­n verabreich­t hat, sind die Nebenwirku­ngen – etwa gefährlich­e Blasen auf den Aktien- und Immobilien­märkten – längst viel stärker als die beabsichti­gte Wirkung des Medikament­s.

Genau genommen hat dieser geldpoliti­sche Mix sein Ziel – eine als gesund definierte Inflations­rate von nahe zwei Prozent – krachend verfehlt. Wenn eine Medizin sichtbar nicht wirkt, setzt man sie normalerwe­ise ab und überlegt eine andere Therapie. Doktor Draghi sieht sein Heil dagegen in einer Erhöhung der Dosis. D ie vollkommen verrückte Finanzwelt, in der Schuldenma­chen Geld bringt und Sparen zum Verlust desselben führt, wird uns also unnotwendi­gerweise noch eine Weile erhalten bleiben. Draghi hat seinen Politikerf­reunden vom Club Med wieder einmal ein nettes Faulbett aufbereite­t. Ob das die fragile Akzeptanz der Gemeinscha­ftswährung stärken wird?

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