Die Presse

Die Kommuniste­n und des Kaisers alte Schulden

US-Anleger bieten Trump ein Druckmitte­l gegen Peking an: offene Forderunge­n aus der Zeit der Qing-Dynastie.

- VON MATTHIAS AUER matthias.auer@diepresse.com

Zum Glück ist Donald Trump nicht allein für originelle Ideen made in USA zuständig.

Seit Kurzem ist China seinen Titel als größter Gläubiger der Vereinigte­n Staaten wieder los. Mit US-Staatsanle­ihen im Wert von 1,112 Billionen Dollar hält die nunmehrige Nummer zwei hinter Japan aber immer noch ein gewaltiges Druckmitte­l gegen Washington in der Hand. Wegen des Handelsstr­eits zwischen den beiden Staaten wird immer wieder darüber spekuliert, dass Peking die Papiere auf den Markt werfen könnte, um die USA in die Enge zu treiben.

Was tun also? Zum Glück ist Donald Trump nicht allein für originelle Ideen made in USA zuständig. Er kann sich auf hilfreiche Tipps aus seiner Anhängersc­haft verlassen. Die jüngste „Lösung“habe eine Investoren­gruppe

Trump sogar persönlich unterbreit­et, berichtet Bloomberg.

Sie sitzen auf antiken chinesisch­en Anleihen, die heute – verzinst und wertberein­igt – bis zu einer Billion Dollar wert sein sollen. Das Problem: Die Wertpapier­e stammen aus der Zeit, bevor das Kaiserreic­h China zur kommunisti­schen Volksrepub­lik wurde. Und die Schulden haben sich bisher als schwer eintreibba­r erwiesen.

1911 gab die damalige Qing-Dynastie in China Hukuang-RailwayBon­ds aus, um den Ausbau des Eisenbahnn­etzes zu finanziere­n. Kurz darauf kollabiert­e das Kaiserreic­h, ein Bürgerkrie­g entfachte, an dessen Ende Mao Zedongs kommunisti­sche Volksrepub­lik stand. Ab da blitzten die USInhaber der Anleihen bei ihren Versuchen, doch noch Geld zu erhalten, ab. Die Papiere hatten im Grunde nur noch Sammlerwer­t.

Unter Trump soll sich das ändern, hoffen die Investoren nun. Schließlic­h gelang es auch Margaret Thatcher, Peking zu einer Entschädig­ung der britischen Anleger zu bewegen. Doch Peking blockt über die „Global Times“ab: China werde nichts zurückzahl­en.

Die USA sollten ihr Glück lieber in Taiwan versuchen, heißt es da. Hierhin flohen 1949 Regierung und Eliten der Republik China vor den siegreiche­n Kommuniste­n. Die im Jahr 1911 finanziert­en Schienen lägen zwar in Festlandch­ina, die Erben der Schuldner säßen aber in Taiwan. Das ist interessan­t. Denn während Taiwan auf Unabhängig­keit pocht, beanspruch­t die Volksrepub­lik die Insel als Provinz für sich. Wenn es ums Geld geht, ist es mit der „One China“-Politik also offenbar auch in Peking nicht weit her.

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