Die Kommunisten und des Kaisers alte Schulden
US-Anleger bieten Trump ein Druckmittel gegen Peking an: offene Forderungen aus der Zeit der Qing-Dynastie.
Zum Glück ist Donald Trump nicht allein für originelle Ideen made in USA zuständig.
Seit Kurzem ist China seinen Titel als größter Gläubiger der Vereinigten Staaten wieder los. Mit US-Staatsanleihen im Wert von 1,112 Billionen Dollar hält die nunmehrige Nummer zwei hinter Japan aber immer noch ein gewaltiges Druckmittel gegen Washington in der Hand. Wegen des Handelsstreits zwischen den beiden Staaten wird immer wieder darüber spekuliert, dass Peking die Papiere auf den Markt werfen könnte, um die USA in die Enge zu treiben.
Was tun also? Zum Glück ist Donald Trump nicht allein für originelle Ideen made in USA zuständig. Er kann sich auf hilfreiche Tipps aus seiner Anhängerschaft verlassen. Die jüngste „Lösung“habe eine Investorengruppe
Trump sogar persönlich unterbreitet, berichtet Bloomberg.
Sie sitzen auf antiken chinesischen Anleihen, die heute – verzinst und wertbereinigt – bis zu einer Billion Dollar wert sein sollen. Das Problem: Die Wertpapiere stammen aus der Zeit, bevor das Kaiserreich China zur kommunistischen Volksrepublik wurde. Und die Schulden haben sich bisher als schwer eintreibbar erwiesen.
1911 gab die damalige Qing-Dynastie in China Hukuang-RailwayBonds aus, um den Ausbau des Eisenbahnnetzes zu finanzieren. Kurz darauf kollabierte das Kaiserreich, ein Bürgerkrieg entfachte, an dessen Ende Mao Zedongs kommunistische Volksrepublik stand. Ab da blitzten die USInhaber der Anleihen bei ihren Versuchen, doch noch Geld zu erhalten, ab. Die Papiere hatten im Grunde nur noch Sammlerwert.
Unter Trump soll sich das ändern, hoffen die Investoren nun. Schließlich gelang es auch Margaret Thatcher, Peking zu einer Entschädigung der britischen Anleger zu bewegen. Doch Peking blockt über die „Global Times“ab: China werde nichts zurückzahlen.
Die USA sollten ihr Glück lieber in Taiwan versuchen, heißt es da. Hierhin flohen 1949 Regierung und Eliten der Republik China vor den siegreichen Kommunisten. Die im Jahr 1911 finanzierten Schienen lägen zwar in Festlandchina, die Erben der Schuldner säßen aber in Taiwan. Das ist interessant. Denn während Taiwan auf Unabhängigkeit pocht, beansprucht die Volksrepublik die Insel als Provinz für sich. Wenn es ums Geld geht, ist es mit der „One China“-Politik also offenbar auch in Peking nicht weit her.